Dieter Behlinda macht einen Rundumschlag und greift Fragen auf, die seit der Erfolglosigkeit nach dem Siegertitel "Ein bisschen Frieden" Tabu war.
Peter Rentzsch trifft mit seinen gezielten Fragen genau ins Schwarze. Es sind Fragen die sich Deutschlands Manager schon seit langem stellen müssten, aber den eigenen Erfolgen aus alten Tagen nicht mehr visualisieren. Genau wie bei der früheren Hitparade, der DSDS und dem Grand Prix de Eurovision kann man eine Verschmierung der Resultate aus Marketinginteressen nicht leugnen. An dem Unterhaltungswert der früheren früheren Grand Prix´s ist nicht mehr heranzukommen. Zu offensichtlich empfindet der Zuschauer vor der Vedranstaltung eine Siegerquotierung.
Dieter Behlinda äußert zu den Fragen der Öffentlichkeit!
(firmenpresse) - Dieter Behlinda fordert neue Auswahlkriterien für die Vorentscheidung beim Eurovision Song Contest!
Der bekannte Buchautor von »Einmal zu den Sternen und zurück« Peter Rentzsch unterhält sich mit dem Kult- / Musikmanager und ehemaligen Hitparadenregisseur Dieter Behlinda über das schlechte Abschneiden der No Angels. Hier spiegelt sich lediglich die Meinung eines erfahrenen Musikmanagers ab.
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Rentzsch: „Das schlechte Abschneiden der No Angels, war mir schon klar, als ich wusste, dass die Gruppe durch Televoting eingewählt werden soll.
Dieter Behlinda: „Es scheint so eine Art Rezept zum Versagen zu sein, dass man immer alles Entscheidende den unkontrollierbaren Zuschauern überlässt, die mit einem Deutschland internen Televoting ein falsches Gesamtbild abgeben, an dem sich eher die Musikindustrie orientiert. Es ist unfassbar, denn die No Angels hatten nicht das nötige Feeling für diesen Song, der außerdem unvollkommen arrangiert wurde. Beim Fußball würde man den Trainer feuern, wenn er einen falschen einsetzt! Und was macht man hier? Man bleibt beim alten Rezept. Hauptsache die CD läuft in Deutschland, und der Siegertitel kommt nicht auf den deutschen Markt.“
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Rentzsch: „Kann man denn sagen, dass das schlechte Abschneiden grundsätzlich bewusst in kauf genommen wird?“
Behlinda: „Das kann man so sehen! Die Zuschauer die unsere No Angels in den Contest wählten, gingen von persönlichen Momenten als Fans mit der Gruppe aus und übersahen, dass um Deutschland herum eine etwas andere Musikkultur ausgelebt wird. Das ist wie Marketing, wo in einem Meeting über Verkaufsstrategie die Bedürfnisse der Kunden an erster Stelle stehen und jedes negative Argument vernünftigerweise doppelt wiegt! Denn, der imaginäre Kunde beim Song Contest, sitzt außerhalb von Deutschland. Mit Roger Cicero hätten wir die Seele von Europa wohl mehr berührt. Hier werden aber negative Aspekte schöngeredet.“
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Rentzsch: „ Welche negativen Aspekte, und was würdest Du anders machen?“
Behlinda: „Negativ ist, dass Deutschland keinen großen Markt für Soul hat, nur darum hat Roger Cicero schlechter abgeschnitten, das ist außerhalb von Deutschland nicht so, darum muss das eine Jury entscheiden. Ich würde die Einflüsse der Labels und Meinungsmacher unterbinden. Wenn die Beteiligung am Eurovision Song Contest wirklich ernsthaft favorisiert wird, müssen alle Eventualitäten auf den Tisch, dann hätte man auch wieder ein frisches Konzept mit einer Jury zusammenstellen können. Deutschland hat die einzigartigsten Künstler und schöne Lieder, und darunter ist einer der siegen kann. Das Ja-sager-Prinzip füllt nur die Taschen für scheinheilige Interessen. Und die haben bei solch einem Contest nichts zu suchen, hier wurde nur eine deutschlandinterne Marktanalyse gemacht. Schade um die No Angels, die können es auf anderen Bühnen besser.“
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Rentzsch: „Kann es sein, dass sich der ganze Grand Brix zu einem Zirkus entwickelte?“
Behlinda: „Ja! Was sich heute zu einem Sieg eignet, kam früher nicht einmal auf die B-Seite einer Single. Es werden alle Aspekte des letzten Contest in einem Song eingebaut, und als Resultat rennen die Musiker haltlos über die Bühne. Da wird man von Tücherschwenkenden Frauen in niedlichen Kleidern vom schlechten Arrangement abgelenkt. Wenn man schon Kultur auf die Bühne bringt, sollte sie dem Land entsprechend auch aussagekräftig sein, das wäre Gran Brix.
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Rentzsch: „Wann wird Deutschland wieder die erste Geige spielen?“
Behlinda: „Vielleicht sollte Deutschland nicht mehr mitmachen, wir verlieren nicht nur den Contest, sondern unsere internationale Vormachtstellung in der Musik. Das nächste Mal wäre es klug vielleicht einen Fachmann in die Auswahlkriterien einzubeziehen.“
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Rentzsch: „Was könntest Du als Fachmann dazu beitragen?“
Behlinda: „Meine Erfahrung! Schauen wir mal auf die wirklich guten Songs mit Ohrwurmcharakter: Jenseits von Eden, Ein bisschen Frieden, Wunder gibt es immer wieder, und Jürgen Marcus mit seinem ‚Ein Lied zieht hinaus in die Welt’. Aus diesen Songs kann ein gutes Team ein tolles Arrangement machen, aber bitte ohne Telefon-Voting!
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Rentzsch: „Auf welches Land hättest Du getippt?“
Behlinda: „Bosnien-Herzegowina hat für mich eine schöne und vollendete Revue arrangiert und perfekt in Szene gesetzt. Für dieses Schauspiel hätte ich sogar Eintritt bezahlt. Russland mit „Believe“ hätte ich auf den 5. Platz gesehen, und Deutschland auf den 15. Platz.“
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Rentzsch: „Ist vielleicht auch die politische- und gesellschaftliche Nachbarschaftspflege als Auswahlkriterium mitverantwortlich?“
Behlinda: „Ja! Das hat man seit Jahren schon erkannt, und doch versendet man eine Gruppe, die ausschließlich nach deutschen Popstarkriterien Erfolg einfährt. Gegen einen wirklich guten Song der sich gewaltig abhebt, kann auch eine Schwurgemeinschaft nichts erreichen, es sei, …die Zahlen sind getürkt. Das wäre vielleicht meine nächste Vermutung! Aber eine Nachbarschaftlich ambitionierte Punktevergabe darf es nicht geben. Das wäre Politik und hat mit der Leistung einer Musikgruppe oder des Künstlers nichts mehr zu tun!“
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Rentzsch: „Werden sich die besorgten Gemüter schnell wieder erholen?“
Behlinda: „Die Zuschauer ja, aber die Verantwortlichen nein. Hier steckt eine menge Geld drin!
Autor: Peter Rentzsch
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Ralf Deutschkron