(ots) - Wenn der Austausch zwischen der Hamas und Israel
nach den jetzt bekannten Modalitäten vollzogen wird, ist das sehr
begrüßenswert. Es ist gut für den jungen israelischen Soldaten, der
unversehens zum Sandkorn im Räderwerk der großen Politik wurde, und
ebenso für die hierzulande nahezu ohne publizistische Präsenz
gebliebenen palästinensischen Gefangenen.
Ob es auch dem Friedensprozess dient? Da muss man skeptischer
sein. Was immer Netanjahu jetzt erklärt - ohne seine Unnachgiebigkeit
und die seines Vorgängers Olmert hätte ein Austausch wie jetzt schon
2009 stattfinden können. Israel hätte dazu aber zeigen müssen, dass
man Führer der Hamas als Verhandlungspartner akzeptiert. Dieses Maß
an Legitimität war man nicht bereit zuzugestehen. Lieber ließ man den
bereits ausgehandelten Deal platzen und kultivierte Schalit zum
Märtyrer.
Zu einem im Friedenssinne produktiven Aufeinanderzugehen hätte es
israelischerseits auch gehört, endlich einmal einzuräumen, dass
Schalit nicht, wie absichtsvoll unpräzise behauptet, »am Rande des
Gaza-Streifens verschleppt«, sondern klar jenseits der israelischen
Grenze gefangen genommen wurde. Wenn Netanjahu jetzt für den Deal
ist, dann wohl, weil er unter den Druck eines selbst mitentfachten
Nationalismus geriet. Auch angesichts der sozialen Proteste des
Sommers musste ein Erfolg präsentiert werden. Ein wirklicher Schritt
zur Versöhnung wäre die Freilassung des Palästinenser-Führers
Barghuti, doch dazu ist Israel offenbar nicht bereit.
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