(ots) - Ein israelischer Soldat gegen mehr als 1000
palästinensische Gefangene - mit dieser Gleichung lassen sich
jenseits der großen Erleichterung bei allen Betroffenen diverse
politische Rechnungen aufmachen. Was für viele Opferangehörige in
Israel nach wie vor unannehmbar ist, mag beispielsweise für Premier
Benjamin Netanjahu eine Art Befreiungsschlag sein, nachdem seine
Regierung zuletzt mit ihrer Siedlungspolitik und dem Widerstand gegen
einen souveränen palästinensischen Staat international wie durch die
sozialen Massenproteste im Lande selbst erheblich unter Druck geraten
ist. Auch die Hamas darf sich im Unterschied zum palästinensischen
Fatah-Rivalen als Gewinner im jahrelangen Poker um einen
Gefangenenaustausch sehen. Man kann natürlich zugleich darauf
hinweisen, dass nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Betselem
weiter über 5200 Palästinenser aus »Sicherheitsgründen« in
israelischen Gefängnissen sitzen. Insgesamt sind es mehr als
10 000. Ganz davon abgesehen, dass keines der grundsätzlichen
Probleme zwischen Israel und den Palästinensern durch diesen
spektakulären Austausch gelöst wird. Er zeigt aber zumindest eines:
Man kann zu Resultaten im beiderseitigen Interesse kommen, wenn
wirklich ernsthaft verhandelt wird. Nach mehr als einjähriger
Unterbrechung sollen in der nächsten Woche erstmals wieder indirekte
Friedensgespräche beginnen. Sie könnten einen positiven Impuls sehr
gut gebrauchen.
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