(ots) - Eskalation
Von Alexander R. Wenisch Die Lage in der Türkei verschärft sich.
Mit dem Schlag gegen die Armee haben die Kurdenrebellen dem
Friedensprozess in Anatolien einen schweren Schlag versetzt.
Allerdings ist die Lage auch verfahren. Regierungschef Erdogan
verspricht regelmäßig Reformen, die dem Anliegen der Kurden auf
kulturelle Souveränität aber nicht weit genug entgegen kommen - oder
wie zuletzt ins Stocken geraten sind. Größere Zugeständnisse kann
Ankara aber auch nicht geben, weil eine Eigenständigkeit der Kurden
das Selbstverständnis des Staates aushebeln würde. Der politische Weg
ist derzeit anscheinend eine Sackgasse. Seit Jahren versucht Ankara
das Problem PKK, die sich im Nordirak verschanzt hat, zudem mit
militärischen Mitteln zu lösen. Auf Unterstützung aus Bagdad kann
Erdogan da nicht hoffen - die Zentralregierung Iraks ist zu schwach,
um dem Treiben der Kurden Einhalt zu gebieten. Und so ist zu
befürchten, dass der türkische Regierungschef in den kommenden Tagen
wohl noch stärker auf die militärische Karte setzen wird.
Innenpolitisch steht er hier ohnehin längst unter Druck der Hardliner
in Ankara. Damit würde sich erfüllen, was die Rebellen mit ihrem
Angriff provozieren wollten: Eskalation. Zum Schaden der vielen
Kurden im Osten der Türkei, die des Kampfes der PKK längst
überdrüssig sind.
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