(ots) - Das deutsch-französische Bündnis war seit Beginn
der Anker der Europäischen Union. Es stand an der Wiege des
Integrationsprozesses wie auch an der des Euro. Nunmehr jedoch
erinnern die kontinentalen Führungsmächte eher an Goethes
Zauberlehrling, dem die gerufenen magischen Geister entglitten sind.
Als hilflos Getriebene können sie sich auf keine Formel einigen, die
den Spuk beenden könnte. Die abgesagte Regierungserklärung der
Bundeskanzlerin spricht Bände - ebenso wie der überraschend
anberaumte zweite Termin für den EU-Gipfel in der kommenden Woche.
Soll der Rettungsfonds EFSF als Bank operieren oder in Form einer
Versicherung? Mit Blick auf die stark ins Geschäft mit griechischen
Staatsanleihen involvierten französischen Banken favorisiert
Staatspräsident Sarkozy ersteres, während Angela Merkel das auf jeden
Fall verhindern will. Sie treibt die Sorge um, dass der Umfang des
Rettungsfonds alsbald gesprengt werden könnte und wünscht sich
deshalb die Lösung mit dem großem Hebel. Neben zusätzlichem
Zeitverlust und politischem Flurschaden ist jener Zoff indes nicht
mehr als der Streit um Kaisers Bart - genährt von argwöhnischen
Blicken auf heimische, klienteldefinierte Befindlichkeiten. Mit der
Substanz der Eurokrise hat er wenig zu tun. Auf Goethes
Magiermeister, dessen Befehl dem Spuk ein jähes Ende zu setzen
vermochte, wird man in Berlin allerdings ebenso vergeblich warten wie
in Paris.
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