Vorwürfe gegen Deutsche Bank wegen Schrottimmobilien
Wirtschaftswissenschaftler: Immobilienblase könnte neue Krise auslösen / "Report Mainz", 1. November 2011, 21.45 Uhr im Ersten

ID: 511222

(ots) - Nach Einschätzung des Stuttgarter
Wirtschaftswissenschaftlers und Bankenberaters Professor Bernd Nolte
entwickelt sich in Deutschland eine gefährliche Immobilienblase, die
erneut Banken in Schieflage bringen könnte. Ursache sei, dass viele
Kleinanleger aus Angst vor der Krise völlig überteuerte Immobilien
auf Kredit kauften. Nolte sagte dem ARD-Politikmagazin "Report
Mainz": "Die derzeitige Immobilienblase dürfte zwischen zwanzig und
vierzig Milliarden Euro, je nach wirtschaftlicher Situation,
betragen." Es sei ein erheblicher Schaden für die Gesellschaft zu
erwarten: "Wenn wir allein die Zahlen nehmen, die derzeit mit der
Griechenlandkrise und anderen Krisen in den Raum geworfen werden,
dann könnte die nächste kleine Griechenlandkrise in unserem Land
selbst stattfinden." Es sei abzusehen, dass viele Anleger in einigen
Jahren ihre Kredite nicht bedienen könnten, zum Beispiel weil sie mit
der Anschlussfinanzierung zu höheren Zinsen überfordert wären. Es
drohe ein "Desaster für die Mittelschicht und ein Desaster für viele
Banken". Nolte kritisiert in diesem Zusammenhang scharf die Rolle der
Banken, die solche Immobilienkäufe finanzieren. "Das Verhalten dieser
Banken ist nicht nur fahrlässig, sondern auch schuldhaft", denn, so
Nolte weiter, "in dem Wissen, dass diese Dinge eines Tages nicht
aufgehen werden, gibt es immer wieder welche, die dieses Geschäft auf
Teufel komm raus fahren".

"Report Mainz" berichtet heute Abend, 1. November 2011,
exemplarisch über einen Fall, bei dem vielfach die Deutsche Bank
Immobilienkäufe finanziert hat. Ein Münchener Strukturvertrieb hatte
Kleinanlegern dabei völlig überteuerte und teilweise marode Wohnungen
in Leipzig sowie Bankkredite zur Finanzierung vermittelt. Die als
Alterssicherung gedachten Immobilienanlagen erweisen sich aber für
viele Anleger als Schuldenfalle und Armutsrisiko aktuell und im




Alter. Neben der Deutschen Kreditbank wurden die Wohnungen vor allem
von der Deutschen Bank finanziert.

Nach "Report Mainz" vorliegenden Gutachten sind die als saniert
vermarkteten Häuser erneut sanierungsbedürftig. Zudem war im
Kaufpreis eine zusätzliche Provision versteckt. Der bayerische
Bauträger hat dem Strukturvertrieb Tectum AG für die Vermittlung der
Wohnungen eine Binnenprovision von bis zu 25 Prozent des Kaufpreises
gezahlt. Mittlerweise ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die
insolvente Tectum AG und den bayerischen Bauträger wegen des
Verdachts des Betruges.

Der Göttinger Anwalt Reiner Fuellmich, der seit 15 Jahren die
Opfer von Schrottimmobilien vertritt, bewertet gegenüber "Report
Mainz" die Rolle der Deutschen Bank bei den Leipziger Fällen wie
folgt: "Die Deutsche Bank hat hier die tragende Rolle gespielt."
Juristisch gesehen habe sich die Bank der "betrügerischen" Firmen
bedient, um ihre Darlehen zu vermitteln: "Man geht dann von einer
ständigen Geschäftsbeziehung oder einem institutionalisierten
Zusammenwirken aus. Und daraus wiederum folgt eine
Schadensersatzpflicht." Die Deutsche Bank erklärte auf Anfrage von
"Report Mainz" Beleihungswerte würden grundsätzlich anhand von
neutralen Datenbanken ermittelt. Aktuell lägen keine Reklamationen
vor, man bemühe sich aber immer um eine individuelle Lösung.

Der Finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Gerhard
Schick, kritisiert gegenüber dem ARD-Magazin, dass es immer noch eine
gesetzliche Lücke für Kleinanleger gebe: "Es ist nach wie vor möglich
über Finanzvertriebe, Menschen mit kleinen Einkommen zu verführen, so
dass sie ihr Geld in eine kreditfinanzierte Schrottimmobilie legen
und sich damit in kürzester Zeit ruinieren." Schick fordert, dass
beim Verkauf von Immobilien im Massenvertrieb dieselben Regeln zum
Schutz der Anleger gelten müssten, wie bei anderen
Finanzanlageprodukten: "Als Gesetzgeber haben wir es nicht geschafft
aus der Erfahrung der letzten Schrottimmobilienphase die Regeln so zu
ändern, dass das nicht wieder passieren kann", sagt Schick, "wir
müssen aufpassen, dass nach den Produkten des grauen Kapitalmarktes,
nach den Zertifikaten jetzt nicht die Schrottimmobilien die neue
Welle sind, mit der Menschen mit kleinem Einkommen über den Tisch
gezogen werden."

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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel.:
06131/929-3351.


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Datum: 01.11.2011 - 18:39 Uhr
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