(ots) - Das hat Frankreich noch nicht erlebt. Demonstranten
blockierten am Mittwoch bei Valognes den Castor-Zug nach Deutschland.
Hatten sich bei früheren Transporten gerade einmal einige Dutzend
Atomkraftgegner eingefunden, ging ihre Zahl diesmal in die Hunderte.
Ein »Fenster für den Einstieg in den Ausstieg« sieht Greenpeace
bereits. Die Euphorie mag angesichts der ungewohnten Bilder
verständlich sein. Allerdings ist das Fenster nur einen winzigen
Spalt geöffnet. Erst kürzlich landete bei einer Umfrage die
Kernenergie unter den 13 Themen, die den Franzosen Kopfzerbrechen
bereiten, auf dem letzten Platz. Und den Onlineausgaben der wichtigen
französischen Medien, einschließlich der kommunistischen
»L'Humanité«, waren die Auseinandersetzungen um den strahlenden
Abfall aus La Hague höchstens Randnotizen wert. Dabei ist der
Konsens, der in Frankreich zur Atomenergie herrscht, gar keiner. Die
Zustimmung wurde der Bevölkerung praktisch von Atomindustrie und
Politik abgekauft. Ãœppige Zuwendungen der Reaktorbetreiber an die
Kommunen, in deren Nähe sie die AKW betreiben, machten die lokale
Bevölkerung gefügig. Unternehmen und Privathaushalte wurden mit
billigem Atomstrom gedopt. Nicht zuletzt ist der Strom lukratives
Exportgut in die Nachbarländer, die sich die Hände in atomarer
Unschuld waschen. In Zeiten der Wirtschaftskrise gelten solche
Argumente kaum. Und nach Fukushima noch weniger. Ein Stimmungswechsel
sind die Proteste noch nicht, wohl aber ein klares Signal in diese
Richtung.
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