(ots) - Der Wahlsieg, der andernorts Jubelstürme auslösen
würde, ist für Russlands Doppelspitze Putin-Medwedjew eine herbe
Enttäuschung. Die Regierungspartei Einiges Russland hat nicht nur
ihre verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit in der Staatsduma
verloren, ihr Ergebnis liegt sogar unter den schlechtesten
Umfragewerten, die vor dem Wahltag bekannt geworden waren. Und dabei
bleiben Fälschungs- und Behinderungsvorwürfe der Konkurrenz noch
unberücksichtigt. Die beschwörenden Appelle des »Tandems«,
Stabilität und Erfahrung zu wählen, haben nicht gefruchtet. Stabil
wuchsen die Einkommensunterschiede - ins Unermessliche. Stabil
wucherte die Korruption und nährte den Unmut über die »Partei der
Macht«. Da sehen viele Russen in den Kommunisten, denen man vor vier
Jahren schon das baldige Ende voraussagen wollte, offenbar die
wirksamste Gegenkraft. Die Frage bleibt, wie Putin, wenn er
demnächst dennoch wieder in den Kreml einzieht, auf die Schlappe
reagieren wird. Da wird unendlich viel spekuliert. Die einen sagen,
er werde die Zügel wieder straffer ziehen, andere trauen ihm sogar
zu, genau dieses Ergebnis geplant zu haben: Wer Verluste zugibt,
mindert die Gefahr, wegen zu großer Entfernung von der Realität unter
einer Protestlawine begraben zu werden, die das Land in ein
neuerliches Chaos reißen könnte. Denn eins steht seit Sonntag fest:
Russland ist längst nicht mehr so einig, wie es »Einiges Russland«
glauben machen will.
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