(ots) - Der Aufenthalt der Kanzlerin in China muss ein
ziemliches Martyrium für sie gewesen sein. Auf Schritt und Tritt
Gängelung, Verbote und andere Ungastlichkeiten. Dissidenten konnten
von Angela Merkel nicht öffentlichkeitswirksam geherzt,
oppositionelle Journalisten von der Staatsbesucherin nicht mit
Präsenz geadelt werden. Der Grüne Volker Beck urteilt deshalb, die
Kanzlerin habe sich in vorauseilendem Gehorsam »einmal mehr an der
Nase herumführen lassen«. Ein schmählicher Misserfolg also? Man
kann das sicher so sehen. Allerdings wissen wir nicht und wohl auch
nicht Volker Beck, welche Zielmargen Merkel tatsächlich hatte, welche
realistischen Erwartungen und wie sie heute ihre Bilanz sieht. Nach
allem, was man von ihr selbst und den Chinesen darüber hören konnte,
weiß man einmal mehr, dass Diplomatie zu Recht als Kunst auch des
wortreichen Verschweigens gerühmt wird. Sicher ist: Es ging um
Investitionen und die Frage, was China für seine klammen Partner tun
kann. Die Zeit wird zeigen, ob und zu welchen Bedingungen Peking
seine nationale Währungsreserven - denn darum handelt es sich, nicht
um vagabundierende Hedgefonds global aktiver Spekulanten - in die
Eurorettung investiert. Die Chancen dafür werden nicht geringer, wenn
EUROpa endlich damit aufhörte zu beklagen, dass China dabei an den
eigenen Vorteil denke. Was Chinas Dissidenten betrifft, so kann
eine deutsche Kanzlerin gewiss einiges für sie tun und sollte es
auch. Wer jedoch verlangt, dass sie den Gastgeber in seiner
Hauptstadt düpiert, versteht wenig von Politik oder hat kein
Interesse an einem Erfolg dieses Teils ihres Besuchs.
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