(ots) - Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, hat
mit seinem Team das Pokal-Viertelfinale gegen Holstein Kiel gewonnen.
Und nach dem Spiel vor laufenden Fernsehkameras ein Stück meiner
Sympathie verloren. Um es mit dem früheren Bayern-Trainer Giovanni
Trapattoni zu sagen: Was erlauben Klopp? Da schimpft der BVB-Trainer
darüber, dass dieses Spiel auf gefrorenem Rasen nicht hätte
angepfiffen dürfen. Nur die Macht des Fernsehens habe dazu geführt,
dass es überhaupt stattfand beziehungsweise nicht in ein Stadion mit
Rasenheizung verlegt wurde. Hallo? Soweit wir regelkundig sind,
entscheidet allein der Schiedsrichter darüber, ob ein Spiel aufgrund
von Witterungsverhältnissen abgesagt wird. Punkt. Und überhaupt: Wenn
der Referee den Boden für bespielbar hält, dann haben sich bitteschön
auch die Profis des BVB dieser Einschätzung zu fügen und nicht
hinterher über die Verletzungsgefahren zu lamentieren. Immerhin
handelt es sich bei Fußball um einen Sport, bei dem die
Verletzungsgefahr per se mitspielt. Weshalb die Floskel hier mal
angebracht ist: Fußball ist kein Hallen-Halma. Mal ganz abgesehen
davon, dass alle 22 Spieler, also auch die des Gegners, mit den
harten Platzverhältnissen zurechtkommen mussten. David gegen Goliath,
das ist Pokal! Solche Spiele gewinnen ihren Reiz stets daraus, dass
die Profis in Stadien antreten müssen, die sie allenfalls noch aus
ihrer Jugend kennen: wo die Zuschauer direkt an der Seitenlinie
stehen und wo die Umkleidekabinen weder mit Massageraum noch
Entmüdungsbecken ausgestattet sind. Wer nun verlangt, dass auch jeder
Amateurverein, der auf einen Bundesligaklub trifft, bestimmte
Standards wie Rasenheizung erfüllen muss, der macht den Wettbewerb
DFB-Pokal kaputt. Beheiztes Grün gab es früher auch nicht. Es wurde
trotzdem gespielt. Wir brauchen da nicht das Fritz-Walter-Wetter
bemühen, als Deutschland 1954 Weltmeister wurde. 20 Jahre später
erinnern wir uns an die WM-Regenschlacht der Deutschen gegen die
Polen in Frankfurt. Und vor gut fünf Jahren an die
Schneeballschlacht, zu der Werder im Pokal beim FC St.Pauli antreten
musste. Das sind unvergessene Momente. Wer, wie Klopp, solche Spiele
nicht mehr will, der muss sich Vorwürfe gefallen lassen, die sogar
von erklärten BVB-Fans kommen: Weichei, Warmduscher,
Vorwärtseinparker.
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