(ots) - Die Bundeswehr hat sich zurückgezogen. Noch nicht
aus Afghanistan, aber aus Talokan, einer der zehn größten Städte des
Landes am Hindukusch. Zwar heißt es, das Lager in Talokan wäre
sowieso im März geräumt worden, doch kann man sich schwerlich des
Eindrucks erwehren, dass es sich bei diesem Rückzug schlicht um eine
Flucht handelt. Eine Flucht vor aufgebrachten, protestierenden
Afghanen, die zu befreien und zu beschützen die Soldaten vor einem
Jahrzehnt angeblich ausgesandt worden waren. Im konkreten Fall war
es nicht die Bundeswehr, die den Stein des Anstoßes zum wütenden
Protest gelegt hat, sondern es war das USA-Militär durch die
unsägliche Koran-Verbrennung in Bagram. Die Welle der Empörung ist
von dort bis in den »ruhigen« Norden Afghanistans geschwappt, was nur
zeigt, dass die NATO-Truppen inzwischen von einem großen Teil der
Bevölkerung unterschiedslos nicht als Beschützer, sondern als
Besatzer betrachtet werden. Als Beschützer taugen sie ohnehin nicht,
wie ein neuer Bericht von Amnesty International belegt: Demzufolge
müssen täglich 400 Afghanen vor der zunehmenden Gewalt fliehen. Noch
nie habe es in Afghanistan so viele Binnenvertriebene gegeben wie
heute. Noch ein Beweis dafür, dass die NATO-Mission gescheitert ist.
Woraus zu folgern wäre, dass dem Rückzug in Afghanistan so schnell
wie möglich der Rückzug aus Afghanistan folgen muss.
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