(ots) - Es ist bei der russischen Präsidentenwahl alles
gekommen wie vorhergesagt. Hier ein ungefährdeter Sieger, da eine
Handvoll misslauniger Unterlegener, von denen keiner je den Status
eines Herausforderers für Putin erreichte. Zwar meldeten die
Beobachter Tausende von Unkorrektheiten, doch bestreitet nicht einmal
Putin, dass in den Weiten des Landes nicht alles mit rechten Dingen
zuging. Es wird also einige exemplarische Strafen geben, dann kommt
die Tagesordnung. Sie droht geradezu. Denn sie - nicht der
Spaziergang zurück in den Kreml - ist Putins eigentliche
Herausforderung. Russland bedarf - vorsichtig ausgedrückt - dringend
einer Revolutionierung seiner Wirtschaftsstruktur. Die jetzige ist
noch immer die eines atomar hochgerüsteten, fast allein vom
Rohstoffexport lebenden Agrarstaates. Ausnahmslos alle Vorgänger
Putins sind an dieser Sisyphosaufgabe gescheitert. Im Unterschied zu
dem alten Korinther hat Russland bzw. sein Präsident aber noch
weitere Steine zu rollen. Genannt seien nur die Konflikte im
Kaukasus, die bei anhaltender Nichtlösung geeignet sind, die
russische Staatlichkeit in Frage zu stellen. Manche im Westen zeigen
sich nach Putins Sieg allerdings merkwürdig schizophren. Sie können
nur schwer akzeptieren, dass sich das Zeitfenster des Ausverkaufs
russischer Interessen wie zur Jelzin-Zeit nunmehr fest geschlossen
hat. Andererseits sind sie gewiss froh, in Putin einen berechenbaren
Partner zu haben. Nur öffentlich eingestehen wollen sie das nicht.
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