(ots) - Deloitte befragte für die Studie
"Risikominimierung bei der Personalauswahl - Momentaufnahme zur Lage
von Unternehmen in Deutschland" DAX- und MDAX-Konzerne zu ihren
Recruitingpraktiken. Trotz nachweislich hoher Raten von
Wirtschaftskriminalität bei Mitarbeitern hält eine deutliche Mehrheit
(80%) der HR-Verantwortlichen in Deutschland eine prinzipielle
Überprüfung von Bewerbern/-ungen - für nicht erforderlich. Auch ist
die Vorlage von Originaldokumenten nur für 28 Prozent obligatorisch.
Frühere Arbeitgeber werden ebenfalls nur von 28 Prozent kontaktiert.
Ein sogenannter Pre-Employment-Check wird lediglich von 13 Prozent
der Unternehmen durchgeführt. Anders als in den USA und
Großbritannien scheuen viele deutsche Personaler eine Überprüfung
nach Art des Pre-Employment-Checks - zudem ist oft nicht klar, wer im
Unternehmen für einen solchen Check zuständig ist. Auch übernehmen
die Firmen das Bewerbungsmanagement komplett selbst, nur in
Ausnahmefällen würde ein Viertel einzelne Aufgaben an externe
Dienstleister delegieren. Mehr als die Hälfte der Arbeitgeber
verlangt jedoch von Bewerbern für bestimmte Stellen/Positionen
(Leitungsfunktion, Mitarbeit in besonders sensitiven Bereichen etc.)
ein polizeiliches Führungszeugnis.
"Bei einer Neueinstellung ist es wichtig, sich vom künftigen
Mitarbeiter ein umfassendes Bild zu machen. Die Zuständigen bewegen
sich dabei zwischen Informationsbedürfnis und arbeitnehmer- bzw.
datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Internetrecherchen sind zwar oft
Usus, jedoch ist hier rechtlich ebenso Vorsicht geboten wie bei
umfassenden Checks", kommentiert Uwe Heim, Partner Forensic & Dispute
Services bei Deloitte.
Pre-Employment-Checks meist im angloamerikanischen Raum
Pre-Employment-Checks werden vor allem in den USA und
Großbritannien genutzt. In Deutschland bedienen sich die
Verantwortlichen einer ganzen Reihe von Einzelmaßnahmen, um Risiken
vorzubeugen. Dazu gehört das Anfordern von Originalunterlagen,
Referenzen und polizeilichen Führungszeugnissen. Ein systematischer
Pre-Employment-Check wird nur von 13 Prozent der deutschen
Unternehmen durchgeführt.
Diese Instrumente werden von deutschen Unternehmen sehr
unterschiedlich eingesetzt. So fordern nur 28 Prozent die Vorlage von
Originalunterlagen, 44 Prozent fragen nach einem Führungszeugnis,
wenn bestimmte Bereiche im Unternehmen betroffen sind. 15 Prozent
halten eine generelle Überprüfung von Bewerbern für notwendig - 7
Prozent hingegen für unnötig. 80 Prozent würden den Bewerber bzw.
seine Angaben nur in Einzelfällen überprüfen. Nur 5 Prozent
kontrollieren routinemäßig die Referenzen der Bewerber.
Rechtslage bei systematischen Checks unklar
Der Pre-Employment-Check nach angloamerikanischem Vorbild ist in
Deutschland problematisch - und in vielen Unternehmen ist nicht klar,
wer ihn durchführen soll. Ursachen sind Rechtsunsicherheit und
fehlende wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Wenn in Deutschland
Überprüfungen stattfinden, dann vor allem zur Vermeidung von
Korruption und Wirtschaftskriminalität.
Neben Zeugnissen, Zertifikaten und Referenzen, aber auch amtlichen
Informationsquellen wie dem Führungszeugnis oder aber einer
SCHUFA-Auskunft dienen Presse und Internet für Hinweise zur
Integrität von Bewerbern. Deren Auswertung ist jedoch beschränkt -
verwendet werden dürfen nur Informationen, die über allgemein
zugängliche Suchmaschinen und Datenbanken gefunden werden. Vor dem
Surfen in sozialen Netzwerken von Bewerbern unter Nutzung von
"Dummy-Usern", kann in Bezug auf die Lizenzbedingungen der Betreiber
nur gewarnt werden. Selbst wenn das Durchforsten der persönlichen
Profile von Bewerbern in vielen Fällen tiefe Einblicke in deren
Persönlichkeit zulässt. Ferner werden psychologische oder
graphologische Tests selten angewendet. Diese finden, wenn überhaupt,
für Positionen im gehobenen Management statt.
Keine Angst vor Mitarbeiterkriminalität
Zwar beziffert das Bundeskriminalamt (BKA) den Schaden durch
Wirtschaftskriminalität 2010 auf rund 4,7 Mrd. Euro, die Unternehmen
selbst aber schätzen das Risiko, durch eigene Mitarbeiter geschädigt
zu werden, als gering ein. Ausnahme: Börsennotierte Konzerne sind
gesetzlich verpflichtet, umfangreiche Präventionsmaßnahmen zu
treffen. In den USA haben Pre-Employment-Checks jedoch gezeigt, dass
etwa 15 Prozent der Lebensläufe bei Bewerbungen im Finanzsektor
Unrichtigkeiten aufweisen.
Ob mit oder ohne Pre-Employment-Check: 71 Prozent der Unternehmen
in Deutschland führen das Bewerbungsmanagement selbst durch. Eine
Ausnahme ist das Recruiting von Führungskräften, hier wird von 23
Prozent ein externer Dienstleister in Anspruch genommen. Zwei Drittel
der Unternehmen führen Assessment Center durch, knapp ein Drittel
holt Auskünfte vom ehemaligen Arbeitgeber ein.
"Viele der heute in Deutschland üblichen Maßnahmen können in
Kombination als eine Vorstufe zum Pre-Employment-Check gesehen
werden, ohne dass ein solcher offiziell vorgenommen wird. Anders als
in den USA, wo ein derartiger Check durch das Personalwesen des
jeweiligen Unternehmens gebräuchlich ist, fristet er in Deutschland
noch ein Schattendasein - zumal es hier weder Studien zum Thema noch
Best Practices Guidelines gibt", resümiert Uwe Heim.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass durch den War for Talents die
Thematik an Relevanz gewinnt und sich schließlich zum
Standard-Prozess in Unternehmen entwickeln wird.
Die Ergebnisse der Studie werden im Rahmen eines Praxisworkshops,
der zusammen mit der Deutschen Telekom AG am 15. März 2012 in Bonn
durchgeführt wird, der Öffentlichkeit vorgestellt. Nähere Details zum
Praxisworkshop und den kompletten Report finden Sie unter
http://ots.de/cq856 zum Download.
Ãœber Deloitte
Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance
für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen. Mit
einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150
Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen
Leistungen und steht Kunden so bei der Bewältigung ihrer komplexen
unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. "To be the Standard of
Excellence" - für rund 182.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies
gemeinsame Vision und individueller Anspruch zugleich.
Die Mitarbeiter von Deloitte haben sich einer Unternehmenskultur
verpflichtet, die auf vier Grundwerten basiert: erstklassige
Leistung, gegenseitige Unterstützung, absolute Integrität und
kreatives Zusammenwirken. Sie arbeiten in einem Umfeld, das
herausfordernde Aufgaben und umfassende Entwicklungsmöglichkeiten
bietet und in dem jeder Mitarbeiter aktiv und verantwortungsvoll dazu
beiträgt, dem Vertrauen von Kunden und Öffentlichkeit gerecht zu
werden.
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