(ots) - Die Entschuldigungsmaschinerie lief umgehend an -
vom ISAF-Oberkommando bis zu USA-Präsident Barack Obama, der sich
»tief betrübt« über das »bestürzende« Massaker eines seiner Soldaten
an afghanischen Zivilisten zeigte und eine schnelle Untersuchung
versprach. Diese politisch folgenlose Bestürzung gab es auch im Fall
des »Kill Teams«, das mordend durch Afghanistan zog und die Leichen
seiner zivilen Opfer verstümmelte, oder bei der Schändung der Leichen
von Taliban-Kämpfern durch US-Marines oder zuletzt nach der
Verbrennung von Koranausgaben auf dem Stützpunkt Bagram, die im
ganzen Land zu wütenden Protesten mit 30 Toten führten. Die jüngste
Bluttat ist also nicht der Einzelfall, den
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière gestern so gern für
das Massaker reklamieren wollte. Der Amoklauf eines 38-jährigen
Feldwebels und Familienvaters erinnert zudem an die regulären
nächtlichen Kommandounternehmen zur »gezielten Tötung« von
Aufständischen, denen nicht selten Zivilisten zum Opfer fallen. Er
steht so letztlich auch symbolisch für einen verbrecherischen wie
sinnlosen Krieg. Natürlich haben die Taliban die jüngste Steilvorlage
genutzt und Rache geschworen. Sie finden dafür Beifall bei immer mehr
Menschen am Hindukusch, die die angeblichen Befreier längst als
Besatzer empfinden. Kein Wunder, dass laut einer Meinungsumfrage Ende
vergangenen Jahres fast zwei Drittel der Afghanen angaben,
ausländischen Soldaten nicht zu vertrauen. Würden die Demoskopen
heute fragen, der Wert dürfte noch höher liegen.
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