(ots) - Pjöngjang bereitet sich auf den »Tag der Sonne«
vor, den 100. Geburtstag des 1994 verstorbenen, jedoch zum »ewigen
Präsidenten« erklärten Staatsgründers Kim Il Sung. Nicht nur die
Nordkoreaner sollen das Ereignis gebührend begehen, also nach der von
Kim begründeten Landessitte, die auf einzigartige Weise Farbenpracht
mit militärischem Drill verbindet. Auch die übrige Welt soll
zumindest Kenntnis nehmen von der Modernität des Landes der
Morgenfrische. Deshalb will man in den Tagen um den 15. April einen
Beobachtungssatelliten in die Erdumlaufbahn schießen. Mit Fug und
Recht ist zu bezweifeln, dass Nordkorea nichts dringender brauchte
als einen solchen Satelliten. Die täglichen Nöte und Wünsche der
Mehrheit von 24 Millionen Nordkoreanern wären aus der Nähe wesentlich
genauer zu beobachten als aus dem All. Sparte man sich die
kostspielige Vorführung, ließe sich womöglich auch mancher dieser
Wünsche erfüllen. Immerhin betont Pjöngjang den friedlichen Charakter
des Raketenstarts und überrascht durch ungekannte Offenheit:
Ausländische Journalisten durften die Startrampe besichtigen, auch
japanische Spezialisten waren geladen, mussten aber auf Geheiß ihrer
Regierung absagen. Denn Japan sieht sich bedroht, ebenso wie Südkorea
und selbst die USA. Es handle sich bei dem Satellitenstart um einen
»provokativen Akt«, nämlich den verdeckten Test einer
Langstreckenrakete, die irgendwann auch einen atomaren Sprengkopf
tragen könnte. Möglich ist das in der Tat - wie jede
Weltraumunternehmung der etablierten Mächte auch militärisch
verwertbar ist. Der UN-Sicherheitsrat hatte Nordkorea nach dem
zweiten Atomversuch vor drei Jahren aufgerufen, Tests »unter
Verwendung ballistischer Raketentechnologie« zu unterlassen. Doch
Pjöngjang beharrt auf seinem »Recht« auf einen Satelliten und wird -
wie alle Erkenntnis über die Kim-Dynastie lehrt - nicht darauf
verzichten. Schon weil der junge Thronerbe Kim Jong Un
Durchsetzungskraft beweisen muss, um seine Machtbasis zu stärken.
Dafür setzt er selbst die versprochenen US-amerikanischen
Nahrungsmittelhilfen aufs Spiel. Das mag manche Besorgnisse
hervorrufen, doch lassen sich mögliche Gefahren nicht durch
hysterische Reaktionen der vermeintlich Betroffenen bannen. Vernunft
und Erfahrung gebieten stattdessen Besonnenheit und immer neue
Dialogangebote.
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