(ots) - Die Besatzung der Palästinensergebiete und der
Ausbau der jüdischen Siedlungen bedrohen laut Peter Beinart Israels
Fortbestand als demokratischer Staat. "Eine iranische Bombe wäre eine
ernste, aber keine existenzielle Bedrohung. Israel ist hingegen in
seiner Existenz als demokratischer Staat bedroht, wenn es sich nicht
aus den besetzten Gebieten zurückzieht", sagt der New Yorker
Politikprofessor im Interview mit dem Hamburger Magazin stern. Der
Politologe und orthodoxe Jude fordert eine Kennzeichnung von
Produkten, die aus den jüdischen Siedlungen im besetzten
Westjordanland kommen - auch in deutschen Supermärkten. "Ich will,
dass die Leute anstelle von Produkten aus den Siedlungen Produkte
kaufen, die in Israel hergestellt wurden", so der 41-Jährige. Mit
seinem Aufruf zum Siedlungs-Boykott will er eine Debatte über die
Politik der israelischen Regierung anstoßen, "Juden zu
subventionieren, damit sie ins Westjordanland ziehen", sagt der Autor
des gerade in den USA erschienen Buchs "The crisis of Zionism".
Israel beziehe seine Legitimität zuallererst aus seiner
Demokratie, nicht so sehr aus der Funktion als Schutzmacht der Juden,
so Beinart, der sich als "ziemlich gläubigen Menschen" und
"überzeugten Zionisten" beschreibt. "Wenn Israel die Besatzung
fortführt, spielt es seinen Feinden in die Hände. Denn dann können
alle sagen: Die tun doch nur, als wären sie eine Demokratie."
Als "verstörend" beschreibt Beinart das israelkritische Gedicht
von Günter Grass. "Herr Grass bedient sich nationalsozialistischen
Vokabulars, wenn er davon spricht, Israel wolle das iranische Volk
"auslöschen". Durch die Gleichsetzung israelischer Politik mit dem
Holocaust untergräbt Grass jedes seiner vielleicht richtigen
Argumente." Der Nobelpreisträger säe so Zweifel an seiner
Urteilsfähigkeit.
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