(ots) - Es gehe doch nicht darum, junge Muslime unter den
Generalverdacht des Islamismus und des Terrorismus zu stellen, sagte
der Bundesinnenminister unlängst, als er eine umstrittene Studie zum
Thema vorstellte - und die »Bild«-Zeitung, vorab gespickt aus seinem
Haus, mit ihrem Zerrbild umgehend genau das tat. Die alten Vorurteile
und Reflexe funktionieren prächtig hierzulande, wenn etwa das Bild
der Muslime auf missionierende Salafisten verengt oder
Diskriminierung im Alltag und Arbeitsleben schon durch einen Namen,
einen Bart oder ein Kopftuch ausgelöst wird. Islamkonferenz hin,
Islamkonferenz her. Aber das alles ist kein deutsches Phänomen. Im
französischen Wahlkampf etwa ging und geht es auch um Minarette,
Burka-Verbot, Beten auf der Straße oder Terrorgefahr, zumal nach den
jüngsten Attentaten eines muslimischen Einzeltäters. Nicht allein die
Le Pens machten da Stimmung, auch der in Bedrängnis geratene
Amtsinhaber Nikolas Sarkozy versucht, mit diesen Themen im
rechtsextremen Wählerbecken nach Stimmen zu fischen. Die Muslime im
Lande fühlen sich durch seine Regierung zunehmend diskriminiert.
Amnesty International sieht hier in einer jetzt vorgelegten Studie
ein europäisches Problem, das nicht nur in Paris durch gesetzliche
Bestimmungen mitverursacht und verschärft wird. Doch der in
Sonntagsreden so gern beschworene Rechtsgrundsatz, dass die
Religionszugehörigkeit keine Benachteiligung verursachen dürfe, darf
nicht zur Chimäre verkommen - im Interesse aller.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
CVD
Telefon: 030/2978-1721