(ots) - Ein Bundespräsident, so sagt man, hat keine
Macht, ihm bleibt allein die Macht des Wortes. Doch ein Präsident
muss gar nicht immer reden, um viel zu sagen. Dass Joachim Gauck
jetzt seine Reise in die Ukraine abgesagt hat, ist ein
unmissverständliches Signal an die Führung in Kiew. Und ein Lehrstück
für viele bundesdeutsche Regierungsmitglieder, die immer mal wieder
Despoten hofieren, wenn es denn der heimischen Wirtschaft dient, um
anschließend verschämt darauf hinzuweisen, man habe nebenher
natürlich auch das Thema Menschenrechte angesprochen. Ein Land aber,
das so offensichtlich Recht bricht, ist keine Reise wert; ein
Staatspräsident, der eine ehemalige Rivalin verurteilen ließ und
diese - obwohl inzwischen sehr krank - weiter im Gefängnis schmachten
lässt, ist kein Gesprächspartner. Gauck weiß, dass Menschen wie
Janukowitsch mit diplomatischen Floskeln nicht zu überzeugen sind -
statt Small Talk auf der Krim lieber Klartext ohne Worte in Berlin.
Halbheiten sind Gaucks Sache nicht, schon gar nicht, wenn es um das
Thema Freiheit geht. Es ist diese Konsequenz, die beeindruckt. Sie
tut uns gut und trifft Leute wie den Möchtegern-EU-Anwärter
Janukowitsch wahrscheinlich stärker als mahnende Sätze auf einer
Pressekonferenz. Im Juni findet in der Ukraine die Fußball-EM statt.
Nun wäre es naiv zu glauben, man könne die Veranstaltung noch
boykottieren und so Druck ausüben. Aber auch Fußballer und
Funktionäre können kleine Signale senden - und so mancher politische
Ehrengast sollte sich überlegen, ob er nicht lieber nur die Spiele in
Polen besucht.
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Petra Rückerl
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