Rechtzeitig zum Pfingstfest hat der evangelische Theologe Klaus-Dieter Straßburg seine Thesen zum Verständnis des heiligen Geistes veröffentlicht. Darin bietet er eine beeindruckende gedankliche Vereinigung der beiden Dimensionen dieses Geistes, der biblisch einerseits als Kraft, andererseits als Person beschrieben wird. Wie kann eine Kraft zugleich Person sein, oder umgekehrt gefragt: Kann man sich eine Person auch unpersönlich als Kraft vorstellen?
(firmenpresse) - Die Antwort des Theologen lautet: Gott ist nicht nur ein handelndes Subjekt, sondern er hat als handelndes Subjekt auch eine Wirklichkeit bei sich, mit der er auf die Welt, in der er handelt, einwirkt. Gott ist nicht einfach Handelnder, sondern zugleich die Wirklichkeit seines Handelns. Er ist Liebender und zugleich die Liebeswirklichkeit, die durch seine Liebe entsteht. Weil es Liebe nur zwischen zweien gibt, ist Gott immer schon Vater und Sohn. Vater und Sohn aber sind in der Liebe miteinander verbunden und bilden so eine gemeinsame Liebeswirklichkeit. Diese Liebeswirklichkeit ist die Wirklichkeit des heiligen Geistes. Er ist die verbindende und vereinende Kraft der Liebe, und er gehört zugleich zu den Personen von Vater und Sohn untrennbar hinzu. Denn Vater und Sohn sind nie ohne die Liebeswirklichkeit, und diese Liebeswirklichkeit gibt es nicht unabhängig von den Personen des Vaters und des Sohnes.
Interessant ist, wie der Autor diese These anhand menschlicher Gegebenheiten zu erläutern sucht: Ein Mensch ist nicht nur handelndes Subjekt, sondern bringt mit sich seine Wirksamkeit nach außen, all das, womit er auf sein Umfeld einwirkt und dieses beeinflusst. Auch im Menschen sind also Person und Kraft vereint. Dies gilt besonders für einander liebende Menschen: Sie bilden ein gemeinsames Kraftfeld der Liebe, eine Liebeswirklichkeit, mit der sie beeindruckend nach außen wirken und in die sie Außenstehende hineinnehmen können. Die These hebt das einseitige Verständnis eines Menschen als abgegrenztes „Ich" auf und zählt zu diesem „Ich" auch die Einflusssphäre, den Wirklichkeitsbereich, den dieses „Ich" um sich herum bildet. Dies gilt um so mehr für Gott: Er ist nicht nur „Person", das jeweilige „Ich" von Vater und Sohn, sondern er ist als „Ich" von Vater und Sohn die kraftvolle raumzeitliche Wirklichkeit, die diese mit sich bringen: das Reich Gottes. Diese These könnte in der Tat die Diskussion um den dreieinigen Gott beleben – und auch den Menschen in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Lesen Sie den Artikel „Was ist der heilige Geist?":
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