(ots) - Zusammen mit dem World Economic Forum wurden im
aktuellen Deloitte-Report "Euro, Dollar, Yuan Uncertainties -
Scenarios on the Future of the International Monetary System"
Szenarien für die Weltwährungssysteme erarbeitet: Der Euro ist in
Schwierigkeiten - könnte aber wie auch US-Dollar und Yuan zum
tragenden Element eines neuen, multipolaren Weltwährungssystems
werden. Voraussetzung ist eine fiskalische und politische Integration
der EU. Aber auch das Gegenteil wäre möglich: Europa kehrt zu
nationalen Währungen zurück und ein neues Weltwährungssystem
konstituiert sich aus Dollar und Yuan. Ein drittes Szenario rückt vor
allem China in den Fokus und definiert den Yuan als neue Leitwährung,
während der Euro zur Weltwährung Nr. 2 wird. Welches der Szenarien
innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte Realität werden könnte, hängt
von vielen Faktoren ab - zur Hauptsache aber von der wirtschaftlichen
Entwicklung in der Euro-Zone, den USA und China.
"Das Welthandelsvolumen hat sich in den letzten zwanzig Jahren
verdreifacht, die internationalen Finanzströme sind um das Fünffache
angewachsen. Dabei spielen die aufstrebenden Märkte eine wichtige
Rolle. Das Weltwährungssystem hat jedoch nicht Schritt gehalten - was
einige für einen Mitauslöser der Finanzkrise halten. Daraus ergibt
sich Veränderungs- und Anpassungsdruck", kommentiert Dr. Alexander
Börsch, Leiter Research Deutschland bei Deloitte.
Die tiefsitzende Unsicherheit ist eines der größten Probleme von
Weltwirtschaft und -währungssystem. Die Euro-Zone steht vor enormen
Herausforderungen, die USA kämpfen mit Defizit und Arbeitslosigkeit
und auch das chinesische Wachstum kühlt deutlich ab. Alle drei
potenziellen Leitwährungen eines multipolaren Systems stehen unter
Druck. Nicht zuletzt auch aus innenpolitischen Motiven der einzelnen
Player ist immer wieder mit Irritationen und Verzögerungseffekten zu
rechnen.
Euro-Raum: Integration vorantreiben
Der Euro leidet unter der Inhomogenität des EU-Euro-Raums und den
Ungleichgewichten zwischen Kern und Peripherie. Entsprechend
fragmentiert ist der Markt für Staatsanleihen - und damit die
Liquidität innerhalb der Zone. Will der Euro zu einer Leitwährung im
multipolaren System werden, müssen diese Defizite behoben werden. Die
Zukunft des US-Dollar hängt von der nachhaltigen Behebung des
Defizits und dem Abbau der hohen Verschuldung ab - aber auch, ob
verstärkt protektionistische Maßnahmen ins Auge gefasst werden. Die
Stärke des Yuan schließlich bemisst sich daran, ob China auch künftig
nachhaltiges Wachstum generieren kann - und ob der nationale
Finanzsektor entsprechend umgestaltet wird. Entscheidend ist aber vor
allem die volle Konvertierbarkeit auf den internationalen Märkten.
Drei Szenarien für 2030
Der Deloitte-Report zeigt drei Entwicklungsvarianten bis 2030.
Variante eins: Europa und die USA fokussieren sich auf ihre
Binnenwirtschaft, das weltweite Wachstum stagniert, die Kapitalflüsse
versiegen. China muss sein Exportmodell revidieren. Ein multipolares
Weltwährungssystem verliert an Bedeutung. Variante zwei: US-Dollar
und RMB sind die neuen Leitwährungen, da die Wirtschaftsbeziehungen
beider Länder das Weltwährungssystem dominieren, während die
Euro-Zone langsam zerfällt und sich marginalisiert. Der US-Dollar
bleibt wichtigste Währung beim Rohstoffhandel, der RMB bei den
innerasiatischen Handelsströmen. Variante drei: Der RMB wird
Leitwährung für die BRIC-Länder, der Euro erholt sich, bleibt
international aber nur die zweitwichtigste Währung, während der
US-Dollar kaum noch eine Rolle spielt.
Weiterentwickeln für Stabilität und Wachstum
Welches Szenario der (künftigen) Realität am nächsten kommt,
bleibt Spekulation. Sicher ist aber: Das Weltwährungssystem muss sich
weiterentwickeln, wenn es die Stabilität gewährleisten soll, die für
einen funktionierenden Welthandel und nachhaltiges Wachstum
erforderlich ist. Insbesondere der hohe Grad an grenzübergreifender
politischer Lenkung und Koordination stellt eine erhebliche Hürde auf
dem Weg zu einem neuen, multipolaren System dar.
"Viele, die wir befragt haben, sind davon überzeugt, dass ein
multipolares Weltwährungssystem entscheidend zur globalökonomischen
Stabilisierung beitragen wird - und dass der Weg dorthin lang und
steinig ist. In jedem Fall kommt es auf ein strategisches
Zusammenwirken von Politik und Vertretern sowohl der Finanz- als auch
der Realwirtschaft an. Das gilt ganz besonders für Europa und die
Euro-Zone", resümiert Dr. Alexander Börsch.
Den kompletten Report finden Sie unter http://ots.de/aVQMV zum
Download.
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