(ots) - Bei UN-Umweltgipfeln gibt es bisweilen merkwürdige
Konstellationen. Die USA und Venezuela, deren Regierungen sich
außenpolitisch eigentlich nicht riechen können, verhinderten
gemeinsam bei der Konferenz »Rio+20« Beschlüsse für einen besseren
Schutz der Weltmeere - zu Gunsten ihrer Ölindustrie. Diese stößt
wegen des Rückgangs der leicht förderbaren Ressourcen zunehmend in
die Tiefsee vor und will sich dabei nicht von ökologischen Bedenken
stören lassen. Allen Beteuerungen vom stärkeren »grünen« Wirtschaften
zum Trotz soll der Raubbau unvermindert weitergehen. Dabei hat der
finanzmarktgetriebene Kapitalismus mit seinen Wachstumszwängen neben
der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen auch die soziale Spaltung
massiv verschärft. Und so dreht sich in Rio doch Vieles um die
Systemfrage: Beim Gegengipfel wird sie direkt gestellt und man sucht
dort nach Antworten; bei der offiziellen UN-Konferenz bemühen sich
die meisten Delegierten, irgendwie um sie herum zu lavieren. Die
Industrieländer hoffen auf einen Wachstumsschub durch grüne
Technologien, der für viele neue Jobs sorgt und auch den taumelnden
Banken und den Industriekonzernen neue Geschäftsfelder erschließt.
Geld dafür ist freilich nicht verfügbar, denn gigantische Summen
werden in die Bewältigung der Finanzkrisen gesteckt. Dabei sind diese
womöglich die letzten Zuckungen eines Wirtschaftsmodells, das an
seine Grenzen stößt: Das Finanzsystem steuert nicht nur im Euroraum
auf den Kollaps zu und das Ökosystem steht vor dem Umwelt-GAU.
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