(ots) - Die politische und wirtschaftliche Expansion Chinas
schreitet unaufhaltsam voran, während die
europäisch-nordamerikanische Weltmachtstellung zusehends bröckelt.
Sollte der Plan des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao
aufgehen, ein Freihandelsabkommen mit der südamerikanischen
Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur zu schließen, wäre das ein wichtiger
Erfolg für das Reich der Mitte. Quasi im Hinterhof der USA könnte das
kommunistische Regime seine Einfluss-Sphäre weiter ausdehnen und
damit seinem Ziel, die Amerikaner als Wirtschaftsmacht Nummer eins
abzulösen, ein gehöriges Stück näher kommen. Immerhin ist der
Mercosur ein Binnenmarkt mit mehr als 260 Millionen Menschen. Die
dortige Wirtschaftskraft macht rund 75 Prozent des gesamten
lateinamerikanischen Kontinents aus. Damit ist die 1991 gegründete
Gemeinschaft, der die Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und
Paraguay angehören, die bedeutendste Regionalorganisation
Lateinamerikas. Noch ist die Europäische Union wichtigster
Handelspartner des Mercosur, doch China ist bereits dicht auf den
Fersen: Die chinesische Regierung hat angekündigt, das Handelsvolumen
mit den Mitgliedsländern bis 2016 verdoppeln zu wollen. Die
Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur
sind indes ins Stocken geraten, nachdem sie 2004 kurz vor dem
Abschluss standen. Größter Streitpunkt ist der Zugang zum
europäischen Markt für Agrarprodukte. Bedeutende Fortschritte sind in
nächster Zeit kaum zu erwarten. Die Pläne der US-Regierung, eine
gesamtamerikanische Freihandelszone (FTAA) von "Alaska bis Feuerland
zu schaffen" liegen derzeit ebenfalls auf Eis. Während die USA und
Europa also seit Jahren zögern, zaudern und keinerlei
Kompromissbereitschaft zeigen, sind die Chinesen nun dabei, rasch
Nägel mit Köpfen zu machen. Sollten sie erfolgreich sein, würden sie
am Ende einmal mehr unter Beweis stellen, dass die Kommunisten auf
dem Weg sind, die besseren Kapitalisten zu werden.
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