(ots) - Den Wünschen einiger FDP-Politiker, Frau Merkel
möge ein langes Leben beschieden sein, kann man sich getrost
anschließen. Es ist jedoch nicht überliefert, ob jene Sehnsüchte
angesichts des Kanzlerinnenschwures, Euro-Bonds werde es nicht geben,
so lange sie lebe, auch mit der Hoffnung auf lebenslange
Kanzlerschaft verbunden waren. Denn wie sonst sollte sie jene
Aussage, die an Honeckers Fehleinschätzung über die Haltbarkeit der
Mauer von 1989 erinnert, einhalten können? Damals wie heute haben die
Hartleibigkeit und das Spielen auf Zeit der politischen
Verantwortungsträger die Krisensymptome nicht aufgelöst, sondern
verstärkt. Mit ihrer Aversion gegen die Implementierung jedweder
solidarischer Elemente in die erodierenden Euro-Strukturen setzt die
Kanzlerin in der Tat die Existenz der Gemeinschaftswährung aufs
Spiel. Geblendet von naturgemäß lediglich zeitweiligen
Wettbewerbsvorteilen des deutschen Wirtschaftsstandortes, ist die
eiserne Kanzlerin offenbar nicht in der Lage, über ihren Schatten zu
springen und zu erkennen, dass jener auf Lohndumping und
Exportüberschüssen basierende Sonderweg vor dem Ende steht. Nur
dessen Art und Weise ist noch offen: Entweder gelingt ein politischer
Aufbruch auf dem anstehenden EU-Gipfel, dem man sich auch in Berlin
nicht verschließt. Oder der Konflikt löst sich ökonomisch auf.
Letzteres bedeutet aber den wahrscheinlichen Schlussakt des Euro und
möglicherweise auch den der Kanzlerin.
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