(ots) - Hamid Karsai beherrscht dieses Spiel seit langem:
Erst macht er klar, dass die - inzwischen abzugswilligen -
ausländischen Kriegsmächte nur zwischen neuen Finanzhilfen oder dem
Rückfall in die Zeiten der Taliban und Terroristen wählen könnten,
und dann verspricht Afghanistans Präsident hoch und heilig, dass
seine Regierung endlich für bessere Sicherheit sorgen, die Korruption
bekämpfen und die Wirtschaft auch jenseits des Drogenanbaus
organisieren werde. Lippenbekenntnisse. Denn passiert ist viel zu
wenig, zu Lasten der Zivilbevölkerung. Das jährliche
Durchschnittseinkommen liegt bei umgerechnet nur 530 Dollar.
Afghanistan ist weiter der weltweit größte Drogenproduzent und nimmt
auf dem Korruptionsindex von Transparency International Platz 180
ein, von 182 Staaten. Ein Wählerverzeichnis fehlt weiter, so wie
Gleichberechtigung für die Frauen. Nach wie vor können drei von vier
Afghanen nicht lesen. Und allein am Tag der Konferenz starben
Dutzende Menschen bei Anschlägen und Kämpfen. Trotzdem wollen die
Regierungen zwischen Washington und Berlin wieder große Summen locker
machen - schon aus Eigennutz, braucht man für einen gesichtswahrenden
Rückzug doch ein Mindestmaß an Stabilität, und diese dysfunktionale
Regierung ist nun mal der einzige Ansprechpartner, den man zugelassen
hat. Immerhin wurden die Hilfsgelder nach dem Motto »Quid pro quo«
nun erstmals mit Auflagen für Kabul verbunden. In vielen Punkten aber
noch immer so vage, wie Karsai es mag.
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