(ots) - Wieder einmal sind mehr als 50 Menschen bei der
Flucht in ein neues, vermeintlich besseres Leben in Europa ums Leben
gekommen. Doch anders, als schon so oft berichtet werde musste, ist
das Boot, mit dem die Afrikaner auf dem Mittelmeer unterwegs waren,
nicht gekentert, seine Insassen sind nicht ertrunken. Sie sind zwei
Wochen lang auf offener See getrieben und einer nach dem anderen
verdurstet. Diese Tragödie trifft Einzelne, die Toten selbst und ihre
Hinterbliebenen. Doch ihr Leid zeigt, welchen Stellenwert das von
Flüchtlingen oft gepriesene Europa Menschenleben beimisst. Ihr Tod
ist auch direkte Folge der Abschottungspolitik der EU und seiner
Mitgliedstaaten. Denn wie kann es sein, dass im stark befahrenen
Mittelmeer, in dem heute so gut wie nie zuvor überwachten Seegebiet
ein 15 Tage umherschlingerndes Boot weder von den EU-Grenzschützern
von Frontex noch von den Küstenwachen entdeckt wird? Die
wahrscheinlichste Antwort darauf ist einfach und erschütternd
zugleich. Es ist fast auszuschließen, dass das Boot von niemandem
gesehen wurde. Vielmehr hat es wohl niemand sehen wollen. Um sich
Ärger zu ersparen. Davon gehen schon längst nicht mehr nur
Menschenrechtsaktivisten aus. Dass das Unglück erst durch das
UN-Flüchtlingshochkommissariat bekannt wurde, macht zusätzlich
deutlich, wie wenig Europa an einer Lösung der Flüchtlingsproblematik
interessiert ist, die das Sterben im Mittelmeer beendet. Eine
Flüchtlingspolitik, die ihren Namen verdient, müsste mit Hinsehen
anfangen.
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