(ots) - Der deutsche Direktor in der Europäischen
Zentralbank (EZB), Jörg Asmussen, sieht neue Gefahren für den Euro,
falls das Bundesverfassungsgericht den Euro-Rettungsschirm ESM
ablehnt. Wie er in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des
Hamburger Magazins "stern" sagt, würde dann "ein ganz wichtiges
Krisenbewältigungsinstrument fehlen". Er wolle den unabhängigen
Richtern keinen Ratschlag erteilen, sagte Asmussen, aber bei einem
negativen Urteil "wäre der ESM in der geplanten Form gescheitert".
Im Interview mit dem "stern" sorgt sich der EZB-Direktor um den
Zusammenhalt in der Europäischen Union. "Es gibt eine wahrgenommene
Nord-Süd-Spaltung wie ich es in den vergangenen 10/15 Jahren noch
nicht erlebt habe. Wir müssen davon schnell wieder wegkommen", sagte
Asmussen. Er sieht Europa an einem "Scheideweg". Entweder würden die
Staaten weitere Politikfelder integrieren und nationale Macht abgeben
oder Europa würde sich auseinander entwickeln. "Es gibt nur noch
diese beiden Möglichkeiten. Eine dauerhafte Instabilität können wir
uns nicht leisten", so Asmussen weiter.
Der EZB-Direktor fordert die deutsche Regierung auf, weitere
Reformen anzupacken. "Es wäre aber gut, wenn nicht der Eindruck
entstünde, dass Deutschland nur von den anderen fordert, sich zu
reformieren. Das muss für einen selber auch gelten", sagte Asmussen.
Derzeit profitiere das Land "ganz stark" von den Folgen der Agenda
2010, es gebe aber "noch ganz viel zu tun". Asmussen verwies darauf,
dass Migranten zu wenig in den Arbeitsmarkt integriert seien und das
Steuersystem nicht besonders modern sei. "Man darf sich nicht
ausruhen", so Asmussen.
Die Meldung ist unter Nennung der Quelle "stern" frei zur
Veröffentlichung.
Pressekontakt:
Gruner+Jahr, stern
Thomas Schmoll
Telefon: 040-3703-7290
schmoll.thomas(at)stern.de