(ots) - Trotz aller Unzufriedenheit mit vielem, was die
Politik derzeit tut, steht die überwältigende Mehrheit der Deutschen
hinter dem parlamentarischen System der Bundesrepublik. 84 Prozent
sagten in einer Umfrage für das Hamburger Magazin stern, sie sähen
keine Alternative zur Demokratie, wie sie jetzt in Deutschland
existiere. Nur eine kleine Minderheit von 12 Prozent kann sich ein
besseres politisches System vorstellen.
Dennoch gibt es an einzelnen Stellen Kritik. So meinen rund drei
von vier Bürgern (73 Prozent), die Abgeordneten des Deutschen
Bundestages hätten kein Ohr mehr für die Sorgen und Nöte der
Menschen. Nur 21 Prozent haben den Eindruck, die Parlamentarier
wüssten, was die Menschen bewegt und bedrückt.
Auf Unverständnis stößt auch, dass manche Politiker bei
komplizierten Themen nicht so recht Bescheid wissen. 78 Prozent der
Bürger erwarten von ihren Volksvertretern, dass sie auf allen
Gebieten gut informiert sind. Lediglich 21 Prozent können
nachvollziehen, dass sich Politiker auf bestimmte Themen
spezialisieren.
Dass sie angesichts Termindruck und komplizierter Materie
überfordert seien, gestehen einige Abgeordnete offen ein. Auf die
Frage, ob der Bundestag die Vielschichtigkeit der Eurokrise überhaupt
noch durchdringe, sagte der Grüne Hans-Christian Ströbele dem neuen
stern: "Mein Eindruck ist: nein." Er selbst könne nicht sagen, ob er
die Gründe der drei verschiedenen Kategorien von Hilfen für spanische
Banken durchschaue. Ströbele: "Es ist nicht zu schaffen." Der
SPD-Finanzexperte Joachim Poß erklärte: "Dem Gefühl des
Ãœberfordertseins kann man sich nicht entziehen."
Das Image des Bundestages macht auch Bundestagspräsident Norbert
Lammert Sorgen. Dem stern sagte er: "Unser unvermeidlich mühsamer,
zugleich komplizierter und nie über jeden Zweifel erhabener
Urteilsprozess kommt in der Öffentlichkeit nicht als Nachweis der
Ernsthaftigkeit an. Er festigt nicht das Grundvertrauen, das ein
Parlament braucht, sondern erschüttert es eher."
Für die Umfrage hat das Forsa-Institut für den stern 1002
repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger am 19. und 20. Juli 2012
befragt.
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Gruner+Jahr, stern
Matthias Weber
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