(ots) - Kofi Annans Rücktritt als Sonderbeauftragter der
Vereinten Nationen für Syrien war mehr als überfällig. Seine Mission
scheiterte bereits vor Wochen und diente zuletzt nur noch als
diplomatisches Feigenblatt, die Scham des Wegschauens bei der
blutigen Metzelei zu verdecken. Damit wird es nun Zeit, für die
Weltmächte Farbe zu bekennen. Zufall oder nicht - das Weiße Haus
sendet genau das richtige Signal. Kurz vor dem Annan-Rückzug sickerte
an die Presse durch, der US-Präsident habe eine geheime Direktive
unterzeichnet, die es den amerikanischen Geheimdiensten erlaubt, die
Rebellen direkt zu unterstützen. Das ist ein moralisch richtiger und
strategisch cleverer Schachzug. Und ein Musterbeispiel für Obamas
"versteckte Hand", mit der er in internationalen Konflikten "von
hinten" führt. So hatte einmal der stellvertretende
Sicherheitsberater Ben Rhodes den Stil des Präsidenten anschaulich
beschrieben. Statt große Fenster-Reden zu halten oder mit
Kraftmeierei seine Landsleute zu beeindrucken, handelt Obama mit
präziser Entschlossenheit. Wie in Libyen mischen sich die Amerikaner
auch in Syrien geschickt von innen ein, um dem Widerstand zu helfen,
den brutalen Diktator Bashar al-Assad zu stürzen. Das birgt natürlich
auch Risiken, wie die lange Geschichte fehlgeschlagener
Geheimdienst-Einsätze nur zu gut belegt. Gemessen an den anderen
Optionen - ein direktes militärisches Eingreifen oder Nichtstun -
wählte Obama für Syrien einen vernünftigen Mittelweg, der bereits
Früchte trägt. Nach übereinstimmenden Berichten aus der Region gehen
die Rebellen bereits viel koordinierter vor und sollen sich nun auch
gegen die Angriffe aus der Luft verteidigen können. Wenn die jüngere
Geschichte des Nahen Ostens der Maßstab ist, dürften die Tage des
Diktators in Damaskus nun endgültig gezählt sein.
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