(ots) - Nicht unwahrscheinlich, dass Julian Assange am
Abend in der Botschaft Ecuadors eine kleine Party schmiss. Auf den
Australier prasselten die guten Nachrichten gestern im Stundentakt
ein. Zuerst das Asylangebot von seinen Freunden aus Quito, dann die
allzu forsche Reaktion der britischen - nun ja - Diplomaten. Viel
kostenlose PR für den Wikileaks-Gründer. Und so geht die Polit-Posse
in die nächste Runde. Gekonnt spielt Assange seine Paraderolle als
furchtloser Enthüller, der sich gegen die Mächtigen stellt. Doch will
er jene Maßstäbe, die er bei Regierungen anlegt, offenbar nicht für
sich selbst gelten lassen. Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe lässt
der Transparenz-Fetischist an sich abperlen. Ohne ein erhellendes
Wort. Auch wenn Assange das nicht gefällt: Ob er ein Vergewaltiger
ist, muss ein Gericht klären. Im Rechtsstaat Schweden bekäme er ein
faires Verfahren. Dass die Schweden ihn umgehend an die USA
ausliefern würde, ist eine These, kein Fakt. Doch Assange will sich
nicht verantworten. Er harrt lieber in seinem Londoner Zimmerchen auf
ecuadorianischem Territorium aus. Er sollte sich bewusst machen: Das
Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit kann so schnell ausgehen, wie es
angeknipst wurde. Und dann? Jeden Abend Diplomaten-Party wird
irgendwann langweilig.
Von Sebastian Riemer
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