(ots) - Von Sören Sgries
Richtig zufriedenstellen kann das Urteil gegen Breivik im ersten
Moment nicht. Der Schuldspruch: Richtig. Das Strafmaß: Richtig. Die
Anerkennung der vollen Schuldfähigkeit: Nicht befriedigend. Da stört
zum einen das selbstgefällige Grinsen, mit dem der Massenmörder den
Beschluss der Richter begrüßte. Die Justiz hat ihm mit dem Prozess
nicht nur eine Bühne geboten, sondern ihn auch vom Makel befreit, ein
Geisteskranker zu sein. Diese Genugtuung war genau das, was Breivik
sich erhoffte. Auch fällt es schwer zu akzeptieren, dass dieses
Massaker von einem "normalen", geistig gesunden Menschen geplant
worden sein soll. Hätte das Gericht den Täter nicht für schizophren
erklären und seine Weltsicht als krankhaften Wahn brandmarken müssen?
Auch als Zeichen an Gesinnungsgenossen? Doch vielleicht wäre das zu
leicht gewesen. Zweifellos hat es etwas "Krankes", wenn ein Mann sich
dermaßen in seinen Fremdenhass hineinsteigert. Die Diagnose
"psychisch krank" hätte aber eine ganz andere Dimension. Sie würde
die Tat Breiviks entschuldigen - undenkbar. Am Ende zählt vielleicht
nur eines: Der Mörder sitzt sicher verwahrt. Und die Angehörigen der
Opfer können endlich versuchen, ihren Frieden zu finden.
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