(ots) - Die Gewerkschaft UFO fordert nach drei Jahren
Nullrunde unter anderem mehr Gehalt - verständlich. Der
Lufthansa-Vorstand sucht wegen der verschärften Konkurrenzsituation
durch die Billig-Airlines seit Längerem nach Einsparpotenzialen -
ebenfalls verständlich. Die Differenz zwischen dem, was die
Gewerkschaft fordert, fünf Prozent mehr Gehalt, und dem, was die
Lufthansa inzwischen bereit ist, anzubieten, nämlich eine Steigerung
um 3,5 Prozent, erscheint nicht mehr als der unüberbrückbare
Streitpunkt: Ein bisschen mehr dort und ein bisschen weniger hier,
und beide Seiten könnten darunter einen Haken machen und vor allem,
beide Seiten würden ihr Gesicht wahren. Das eigentliche Problem in
dem seit 13 Monaten dauernden Tarifkonflikt liegt woanders: Es geht
unter anderem um Themen wie Leiharbeit, Gehaltsstufen oder eine
Erhöhung der monatlichen Arbeitszeit von 70 auf 72 Stunden. Gestern
hat die Auseinandersetzung mit dem größten Streik in der Geschichte
der Lufthansa ihren Höhepunkt gefunden: Mehr als die Hälfte der Flüge
wurde gestrichen. Ein Erfolg für die Gewerkschaft? Ja, mag man
meinen, aber einer, der nicht nur für momentane Millionen-Verluste
sorgt, sondern leider auch mittelfristig negative Folgen haben kann:
Der eine oder andere treue Lufthansa-Kunde hat zwangsweise das
Angebot von Alternativ-Airlines in Anspruch genommen und
festgestellt, es geht auch anders, von A nach B zu kommen. Das kann
auch nicht im Sinne der Gewerkschaft sein - Kunden wiederzugewinnen,
ist ein verdammt hartes Geschäft. Gestern kam nun ordentlich Bewegung
in den Tarifkonflikt - das ist als der eigentliche Erfolg des vom
Vorstand nicht erwarteten massiven Streikaufkommens zu werten: Beide
Seiten wollen sich wieder zusammensetzen und weiter verhandeln -
helfen soll dabei nun ein Schlichter. Das sollte der erste Schritt
auf dem Weg zu einem Kompromiss sein, etwas anderes wird es auch
nicht geben: Denn niemand wird als Gewinner aus dieser
Auseinandersetzung hervorgehen - ein Unentschieden ist manchmal auch
schon ein gutes Ergebnis.
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