(ots) - In der breiten Öffentlichkeit wird einzig darüber
diskutiert, welche Kürzungen sich die Griechen bei den derzeitigen
Verhandlungen zwischen Regierung und Gläubigern gefallen lassen
müssen, um weitere Milliardenkredite zu bekommen. Was die
Krisengewinnler tun könnten, steht nicht zur Debatte. Dabei wäre
echte Solidarität gegenüber der Bevölkerung des Mittelmeerstaats in
diesem Moment so wichtig. Die Unterstützung sollte in einer
Gemeinschaft wie der EU eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Solidarität hieße dann etwa, sich europaweit gegen Steuerflüchtige zu
wehren - nicht nur um der Griechen Willen, sondern auch um die
Bevölkerung, die man zu vertreten vorgibt, vor Zockern im
Immobilienwesen zu schützen. Solidarisch wäre es auch von den großen
Waffenexportländern, zu denen vor allem Deutschland gehört,
Kaufverträge für Panzer, Fregatten und U-Boote wieder aufzulösen und
damit aberwitzige Ausgaben im Verteidigungsetat Griechenlands zu
stoppen - statt zu verlangen, schnellstens 150 000 Staatsbedienstete
zu entlassen. Nicht zuletzt würde echter Zusammenhalt auch bedeuten,
dem EU-Grenzland bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu helfen. Wenn
die Profiteure der Krise zu mehr als geheuchelter Solidarität bereit
wären, müssten wir uns heute nicht fragen, ob die von der
griechischen Regierung als »letztes« Sparpaket bezeichnete
Ãœbereinkunft mit der Troika Griechenland retten oder ihm den
Todesstoß versetzen wird.
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