(ots) - Im Streit um Schmähvideo und Mohammed-Karikaturen
hat das französische Satireblatt »Charlie Hebdo« für neuen Zündstoff
gesorgt. Am Mittwoch veröffentlichte es Karikaturen mit dem Propheten
Mohammed, die Muslime als Provokation verstehen müssen und wohl auch
sollen. Das ist legitim - aber ist es auch klug? Nein, klug ist es
nicht, und man muss da gar nicht streiten, von wem die erste
Provokation ausging, wer zur Gewalt gegriffen hat und wie weit
Toleranz gehen sollte. Nachdem es bei den wütenden Protesten in
islamisch geprägten Ländern schon Tote gegeben hat, ist es alles
andere als eine Heldentat, an einem Pariser Schreibtisch neue
Provokationen zu basteln. In Gefahr geraten andere - nicht umsonst
schließen Frankreich und weitere Staaten heute Botschaften und
Schulen im Ausland. Die Berufung der Pariser Satiriker auf die
Pressefreiheit ist wohlfeil; denn diese Freiheit zwingt niemanden,
etwas zu tun. Pressefreiheit bedeutet nicht, alles zu sagen, was
möglich ist; sie bedeutet, alles sagen zu dürfen - und genau deshalb
genau zu überlegen, was man sagt. Pressefreiheit ist kein Spielzeug,
sondern eine Errungenschaft und erfordert einen ernsthaften Umgang.
Und sie hat mit der Verantwortung für die Folgen zu tun, die aus dem
veröffentlichten Wort oder Bild resultieren. Nicht ganz nebenbei: Die
jüngste Ausgabe von »Charlie Hebdo« war im Nu ausverkauft; zum
heutigen Gebetstag der Muslime sollten die Kioske wieder reichlich
beliefert sein. Da freut sich der Prokurist des Blattes.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715