(ots) - Am Wahlabend gab es in Kiew weder Feuerwerk noch
Autokarawanen jubelnder Parteiaktivisten. Die Stimmen waren noch
nicht ausgezählt, die Wahlkämpfer müde. Und die Wähler? Vier von zehn
waren ohnehin zu Hause geblieben, zum beträchtlichen Teil deshalb,
weil sie längst jede Hoffnung auf Besserung ihrer Lage durch Wahlen
verloren haben. Mal regierte das orange Lager in Kiew, mal das blaue.
Die überboten sich zwar in Versprechungen, für das Wohl des Volkes -
und nur dafür - sorgen zu wollen, tatsächlich aber verbissen sie sich
im Kampf um Macht und Pfründe, der mehr als einmal mit Faustschlägen
im Parlamentssaal ausgetragen wurde.
Dem wollte ein professioneller Faustkämpfer mit seinem »Schlag«
ein Ende bereiten - Vitali Klitschko. Aus Westeuropa wurde ihm wohl
nicht nur moralische Unterstützung zuteil. Denn der Ruf der einstigen
Heldin Julia Timoschenko ist trotz allen Mitleids für die Inhaftierte
längst nicht mehr makellos. Da bedurfte es einer neuen,
unverdächtigen Figur für das »prowestliche« Lager. Allein die
Mehrzahl der Ukrainer spielte nicht mit: Auch Klitschko vermochte
seine Landsleute nicht in Massen zu mobilisieren.
OSZE-Beobachter sprechen von einem Rückschlag für die Demokratie
und beklagen die »überzogene Rolle des Geldes« bei dieser Wahl.
Letzteres unterscheidet die Ukraine allerdings kaum von
»demokratischen« Staaten wie den USA, wo nächste Woche gewählt wird.
Und übrigens entspricht es dem Urteil der KP der Ukraine, wonach in
der Werchowna Rada erneut das Großkapital dominiert.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
CvD
Telefon: 030/2978-1721