PresseKat - Weltwirtschaft: Wohin geht die Reise? / Deloitte Global Economic Outlook: Wachstum im Seitwärtsgang

Weltwirtschaft: Wohin geht die Reise? / Deloitte Global Economic Outlook: Wachstum im Seitwärtsgang

ID: 760640

(ots) - Die wirtschaftliche Entwicklung der Euro-Zone
gestaltet sich besser als befürchtet - für eine Entwarnung ist es
dennoch zu früh. Ähnlich wie in Großbritannien sind die Zeichen
höchstens verhalten positiv. In den USA bleibt das Wachstum anämisch,
die Situation ist von einer historischen Ausnahmeerscheinung geprägt:
Weder fällt das Land in eine Rezession, noch gewinnt die Erholung
spürbar an Fahrt. Auch in China, das die Krise bislang gut bewältigt
hat, sind auf dem (Rück-)Weg zu einem nachhaltigen Wachstum einige
Hürden zu überwinden. Indien hingegen steht am Scheideweg und muss
die Weichen neu stellen, zeigt der aktuelle Global Economic Outlook
für das vierte Quartal des Jahres 2012.

"Nach mehreren Krisenjahren stellt sich die Frage, ob das kommende
Jahr den Wendepunkt bringt. Trotz einiger positiver Vorzeichen bleibt
dies vorerst offen - zu groß sind die Unsicherheiten und Risiken. Die
Entwicklung in der EU, den USA sowie China wird hierfür entscheidend
sein", kommentiert Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland
bei Deloitte.

EU: politische Union oder Zweckgemeinschaft?

Will die EU ihre Probleme langfristig lösen, hat sie mehrere
Optionen. Sie muss sich vor allem entscheiden, ob sie zu einer
politischen Union mit Transferzahlungen werden oder ob sie zu den
ursprünglichen Prinzipien der Währungsunion zurückkehren will.
Immerhin hat ihr die EZB-Entscheidung zum unbegrenzten Anleihekauf
eine Atempause verschafft. Zudem zeigen die Reformen in den von der
Krise am stärksten betroffenen Ländern erste Wirkung. Die
Lohnstückkosten und die Leistungsbilanzdefizite der Krisenländer
haben begonnen zu sinken. Gleichzeitig haben sich die kurzfristigen
Konjunkturaussichten weiter verschlechtert und eine umfassende Lösung
der Euro- und der Wachstumskrise steht noch aus. Die Definition eines




klaren politischen Ziels würde dabei helfen.

Großbritannien: Erholung mit vielen Fragezeichen

Die Lage in Großbritannien ist zwar alles andere als rosig - das
Wachstum der letzten 5 Jahre ist das niedrigste seit den 1920er
Jahren. Gleichzeitig sind die Zinssätze, die niedrigsten seit der
Gründung der Bank of England 1694. Dennoch gibt es auch hier Zeichen
der Hoffnung. So ist die Zahl der Arbeitslosen angesichts der
schwachen Konjunktur erstaunlich niedrig, entsprechend robust zeigen
sich Verbrauchervertrauen und Binnennachfrage. Die Rezession könnte
bald zu Ende sein, wenn auch das Wirtschaftswachstum mit 1,3%
nächstes Jahr niedriger ausfallen dürfte wie eigentlich angenommen.

USA: nicht Fisch, nicht Fleisch

Die Wirtschaft der USA bewegt sich kaum von der Stelle. Das ist
für dieses Land völlig untypisch, denn bislang folgte auf eine tiefe
Rezession stets ein starker Aufschwung. Mit knapp 6 Prozent Wachstum
in den letzten 2,5 Jahren ist es derzeitig die langsamste Erholung
seit 1948. Die Arbeitslosigkeit gerade bei der jungen Generation ist
hoch. Hinzu kommen die Risiken aus den vergangenen
Quantitative-Easing-Maßnahmen der FED sowie das drohende "Fiscal
Cliff" nach der Präsidentenwahl. Sollte es nicht umschifft werden,
würden automatische Ausgabenkürzungen von 600 Milliarden US-Dollar
drohen und höchstwahrscheinlich die US-Wirtschaft zurück in eine
scharfe Rezession stürzen.

China: Auf die Politik kommt es an

Das Wachstum in China hat sich deutlich verlangsamt, aber eine
harte Landung ist bislang ausgeblieben. Ein Problem ist das
Exportmodell - die weltweite Nachfrage sinkt, dafür steigen die
Arbeitskosten und Kapital fließt ins Ausland. Die Banken versuchen,
die Kreditnachfrage im Inland zu stärken, während die Zentralbank auf
Geheiß der Politik eine Abwertung der Währung zu vermeiden sucht. Die
Maßnahmen der chinesischen Autoritäten haben sich im Großen und
Ganzen als erfolgreich erwiesen - umso mehr hängt alles von der
weiteren politischen Entwicklung ab.

Indien: vorläufiger Wachstumsstopp

Anders in Indien: Reformversuche der Politik kommen kaum voran,
vor allem die Subventionierung von Diesel und Gas birgt erhebliche
Gefahren. Inflation ist zentrales Thema, während
Auslandsinvestitionen und Industrieproduktion stagnieren. Hinzu
kommen hohe Kreditkosten und ein ebenso hohes Staatsdefizit.
Erleichterung mag die Entscheidung der Administration bringen,
stärkere Auslandsbeteiligungen vor allem im Handel zuzulassen.
Angesichts der vielfältigen Probleme ist in nächster Zeit nicht mit
einer Rückkehr der indischen Wirtschaft auf Vorkrisen-Niveau zu
rechnen - und auch der Monsun als entscheidende Größe lässt kaum eine
Prognose zu.

Japan: zähe Deflation

Japan bleibt Sorgenkind der internationalen Entwicklung. Die
Aufbauimpulse nach der Katastrophe waren nicht so stark und
nachhaltig wie erhofft, nach wie vor ist das Land von deflationären
Tendenzen gekennzeichnet. Das Lohnniveau und die Binnennachfrage sind
damit extrem niedrig, der Yen steht zu hoch. Ein Silberstreif am
Horizont ist nicht erkennbar - und die politisch-militärischen
Auseinandersetzungen mit China tragen nicht zur
Situationsverbesserung bei.

"Neben Russland und Brasilien beschäftigt sich der Global Economic
Outlook auch mit Südkorea. Hier bestimmt die hohe Verschuldung der
Privathaushalte mit ihren Auswirkungen auf Banken und Konjunktur die
wirtschaftlichen Perspektiven. Südkorea ist stark exportorientiert -
und daher abhängig von der Weltkonjunktur. Künftig sollte das Land
aber neben der Industrie den Dienstleistungssektor stärken und damit
für eine bessere wirtschaftliche Balance sorgen", schließt Dr.
Alexander Börsch.

Den kompletten Report finden Sie unter http://ots.de/07BAm zum
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Datum: 12.11.2012 - 11:35 Uhr
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