(ots) - Die Spirale ist eines der faszinierendsten Symbole.
Sie steht für Harmonie und Bewegung, Wechsel und Wiederholung,
Aufstreben und Niedergehen. Sie steht für das Leben schlechthin. Umso
absurder ist es, dass sie in der Sprache der Politik vor allem dafür
herhalten muss, dem das Leben Bedrohenden, Zerstörenden Ausdruck zu
geben: Spirale der Gewalt, Spirale des Terrors, Spirale der
Vergeltung. Vor Letzterer warnte jetzt die ehemalige israelische
Außenministerin Tsipi Livni im aktuellen Gaza-Konflikt. »Wenn die
Ziele nicht präzise definiert sind, gibt es einen Hang zur
Zerstörung, der das Beenden der Aktion schwierig macht«, sagte sie
mit Blick auf die Strategie Israels. Sie hätte es vorgezogen, direkt
nach der Tötung des Hamas-Militärchefs Verhandlungen über einen
Waffenstillstand zu beginnen, so die Oppositionspolitikerin. Nur:
Warum sollte ausgerechnet dieser Tote das Ende der »Spirale« sein? In
bewaffneten Konflikten geht es bekanntlich nicht um das letzte Wort,
sondern um den letzten Toten, um den letzten, den entscheidenden
Schlag. Und es ist stets die andere, die bislang geschlagene Seite,
die weiter auf diesen Schlag hofft. Das Gaza-Drama wirkt, als würde
der Geist von Hamlets Vater allnächtlich wechselnd die Kontrahenten
heimsuchen und auf Rache am jeweils anderen einschwören. Hamlets
letzte Worte sind bekannt: Der Rest ist Schweigen. Schlusssatz in
einer blutigen Ereignisfolge, deren Point of no Return keiner der am
Ende toten Protagonisten erkannte. Eine Gefahr, die wieder einmal in
Nahost droht.
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