(ots) - Kein israelischer Wahlkampf war derart
amerikanisiert wie dieser. Gesichter statt Gedanken, hieß die
unausgesprochene Devise. Das Ergebnis ist nun im Wortsinne zu
besichtigen. Galt Ministerpräsident Netanjahu bisher selbst auch als
Landesmeister im Fach Selbstinszenierung, so stahlen ihm diesmal
andere die Show. Die Parteien seiner Regierungskoalition rutschten
ins Minus, für die einst Israel prägenden Sozialdemokraten von der
Arbeitspartei gilt es schon als Erfolg, überhaupt noch in
nennenswerter Stärke in der Knesset Platz nehmen zu dürfen. In den
Schatten gestellt sehen sich die bisherigen Lagerführer von
politischen Neueinsteigern, die ihren Dunstkreis einfach Partei
nannten, auf einen kryptischen Namen tauften und sich unter die
irritierten Platzhirsche drängten; mit viel Provokation und wenig
Programm, aber beachtlichem Erfolg: weil sie auf offene Ohren trafen.
Weil die Israelis endlich Antworten auf ihre Frage hören wollten, was
gegen die soziale Schieflage getan wird. Jetzt, nicht irgendwann. Den
trickreichen Vertröstungen Netanjahus vertrauten deshalb weit
wenigerMenschen als noch letztes Jahr vorausgesagt. Der permanente
Verweis auf die Teufel in Teheran wurde nicht als Entschuldigung
alltäglicher Grausamkeiten akzeptiert. Und wer hat von Verhandlungen
mit den Palästinensern geredet? Keiner der Protagonisten; und wenn,
dann nicht in einer Weise, die Aussicht auf Frieden verhieße. Sie
werden sich dem dennoch stellen müssen.
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