(ots) - Die ägyptischen Richter haben mit ihrem 21-fachen
Todesurteil ihr Schlechtestmögliches getan, um die innerägyptische
Konfrontation anzuheizen. Eine unabhängige Entscheidung? Präsident
Mursi hält sich mit der Bewertung des Urteils auffällig zurück,
stellt sich neben die Ereignisse, als »Krisenmanager«. Schon droht er
mit der Verhängung des Ausnahmezustandes - sein Vorgänger Mubarak
regierte 30 Jahre lang auf diese Weise. Ob dies wirklich zu seinem
politischen Kalkül gehört, sei dahingestellt. Zwei Dinge aber
springen ins Auge. Der zweite Jahrestag des Sturzes von Mubarak, den
oppositionelle Gruppen zum Protest gegen die im Dezember angenommene
Verfassung nutzen wollten, steht nun unter ganz anderen Vorzeichen.
Den regierenden Muslimbrüdern kommt das gelegen. Sie hatten zwar für
ihren Verfassungsentwurf eine Mehrheit erhalten, aber unter dem
Eindruck der drohenden scharfen Spaltung der ägyptischen Gesellschaft
in islamische Orthodoxie hier und säkular bzw. christlich orientierte
Ägypter dort Entgegenkommen signalisiert. Das ließ damals die
Proteste abebben. Aber seither ist davon nicht mehr die Rede. Umso
mehr vom »Fußballkrieg«. Fußballkrieg? Das war schon damals
unglaubwürdig. Die seinerzeitigen Opfer gehörten zu Al-Ahli, jenem
Klub, dessen Anhänger zum harten Kern der Demoná †stranten
zählten. Das Gericht war blind dafür, ebenso wie für die Tatsache,
dass seinerzeit die »Sicherheitskräfte« im Wortsinne Gewehr bei Fuß
standen, aber wegschauten. Alles nur Fußball?
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