(ots) - Keine drei Wochen noch und WIR sind es nicht mehr:
Papst. Dass WIR es nach Sedisvakanz und neuerlichem Konklave wieder
werden, ist eher unwahrscheinlich. Der erste deutsche Papst nach
Jahrhunderten wird wohl eine Ausnahme bleiben. Der Versuch, das Erbe
des polnischen Pontifex durch seinen engsten Vertrauten verwalten und
vermehren zu lassen, ist mit dem Rücktritt Joseph Ratzingers als
Papst jedenfalls gründlich gescheitert. Die Krise der
römisch-katholischen Kirche, die während seines Pontifikats und nicht
unmaßgeblich durch sein Agieren Ausmaße annahm, die Kritiker bereits
zu Endzeitprophezeiungen provozieren, dürfte die Suche nach einem
Nachfolger zu einer der schwierigsten in der jüngeren Geschichte des
Papsttums gestalten. Reformer wie Reaktionäre stehen gleichermaßen
vor einem Koloss, der indes keine tönernen Füße hat. Schlimmer:
Während solche unvollkommenen Schreitglieder immerhin noch Bewegung
suggerieren, wurde der Koloss Kirche über die Jahrhunderte mit
Pfeilern der Dogmatik dermaßen verankert, dass ein Verrücken
nachgerade aussichtslos erscheint. Mit besonderer Vehemenz
festgerammt wurden diese Pfeiler durch die Päpste Johannes Paul II.
und Benedikt XVI. Der polnische Papst vermochte es dank seines
Charismas noch, das Reaktionäre der Romkirche zur Renaissance des
christlichen Glaubens umzuwidmen. Doch seinem deutschen Nachfolger
brach immer wieder der schmutzige Schutt durch den frommen Firnis.
Schutt, dessen Anblick er wohl selbst nicht mehr ertragen konnte.
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