(ots) - Bayern nennt die Sudetendeutschen seinen »vierten
Stamm« neben Bayern, Franken und Schwaben. Bayrische Politiker
betrachten sich als wichtigste Interessenvertreter derer, die nach
dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei ausgesiedelt oder
vertrieben wurden. Meine Großeltern verschlug es damals allerdings
nach Mecklenburg. Vertrieben sahen sie sich in der Tat, und weder das
Wissen um die deutschen Verbrechen, die dem Verlust der eigenen
»Hejmt« (Heimat) vorausgegangen waren, noch die völkerrechtliche
Sanktionierung des »Transfers« durch das Potsdamer Abkommen
vermochten ihr Leid zu lindern. Aber dank der Bodenreform im Osten
Deutschlands richteten sie sich auch ohne bayrische Fürsprache ganz
passabel ein. Als die Bodenreform hierzulande 1990 jedoch in Frage
gestellt wurde, dachte mancher Erbe sicherlich auch an
Rückübertragungsforderungen, wie sie im Westen stets ausgesprochen
worden waren. Nicht zuletzt deshalb fällt es den Tschechen schwer,
Schuld auf eigener Seite anzuerkennen und Unrecht zu bedauern. Und
deshalb betonte Ministerpräsident Petr Necas am Donnerstag im
bayrischen Landtag: Ein Zurück zu den Eigentumsverhältnissen vor dem
Krieg kann es nicht geben. Das Leid, das Sudetendeutschen 1945
angetan wurde, hatte Prag schon in der deutsch-tschechischen
Erklärung 1997 bedauert. Necas bekräftigte das jetzt eigens für
Bayern. In der Begrüßungsrede der Landtagspräsidentin fehlte
allerdings ein ausdrückliches Bedauern für die deutschen Gräueltaten.
Und das ist mehr als bedauerlich!
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