(ots) -
Der Papst macht heute Abend Feierabend. So könnte
man es flapsig nennen, was in der Kirchengeschichte fast beispiellos
ist: Benedikt XVI. gibt sein Amt als Bischof von Rom auf, ist künftig
ein Papst emeritus. Die Wahl seines Nachfolgers wird er von außen
beobachten. Deswegen ist Joseph Ratzinger, der über Jahrzehnte die
Geschicke der katholischen Weltkirche prägte und zuletzt als Papst
auch lenkte, noch lange nicht ohne Einfluss. Allein die Auswahl der
Kardinäle, die in Kürze den neuen Papst bestimmen werden, trägt seine
Handschrift. Sein geistiger und geistlicher Impuls weist darüber noch
weit hinaus. So wird bei allem Aufbruch, den ein neues Pontifikat
immer mit sich bringt, doch auch viel Kontinuität in der Kirche zu
spüren sein.
Ein wenig beschämt schauen wir auf die
Jubelbilder, die den Papst zu seinem Abschied begleiten. Ähnlich war
es bei seiner Wahl. Was um alles in der Welt ist vorgefallen, dass
dieser Mann bis vor wenigen Monaten mit lieblosen, manchmal
hämischen, oft von Unkenntnis gezeichneten Kommentaren überschüttet
wurde? Zweifellos prägte eine tiefe Vertrauenskrise seine Amtszeit.
Daran trägt dieser Mann keine direkte Schuld. Die Missbrauchsfälle
haben andere zu verantworten, die seit Jahren reihenweise aus ihren
Ämtern gefegt werden, beginnend in Irland, dann in den USA und
zuletzt in Schottland.
Darüber hinaus ist hierzulande wenig
verstanden worden, dass Joseph Ratzinger eben kein deutscher Papst
war. Er ist ein Mann der Weltkirche, und der wird er auch bleiben. So
berechtigt Kritik an den Verhältnissen im deutschen Katholizismus
sein mag - sie einfach beim Mann in Rom abzuladen, ist kleine Münze.
Aber Kleinmütigkeit war seine Sache nie.