(ots) - Zweifellos: Der Moment hatte etwas Bewegendes. Als
der weiß gekleidete Papst am Donnerstagnachmittag den weißen
Helikopter bestieg und sich darin in den Himmel erhob, gab er seinem
Pontifikat sozusagen in letzter Minute etwas, das er ihm in den fast
acht Jahren zuvor nicht zu geben vermochte: Transzendenz. Sicher, die
Flughöhe eines Hubschraubers ist begrenzt und der Himmel, in den es
ging, war nicht heaven, sondern nur sky. Doch die Ãœberschreitung, die
Joseph Ratzinger schließlich als wagwürdig befand, ist, wie der
australische Kardinal George Pell kritisierte, in der Tat ein »Bruch
mit der Tradition«. Sollte dieser Bruch auf die Kirche zudem »eher
destabilisierend« wirken, könnte er das Signal zu einem Auf-Bruch
werden. Also Fortschritt durch Rücktritt? Ratzingers Theo-Logik war
das nie. Das Versprechen, seinem Nachfolger »bedingungslos Ehrfurcht
und Gehorsam« zu erweisen, lässt nicht darauf schließen, dass der
demissionierte »Diener der Diener Gottes« sich sonderlich um die
Wahrung seines geistigen und geistlichen Erbes sorgen würde. Das muss
er auch nicht. Denn er hat alle Erwartungen erfüllt, die eine stabile
Mehrheit der kurialen und diözesanen Kirchenfürsten in ihn gesetzt
hatte - trotz eklatanter ekklesialer Kollateralschäden. Das zeigt die
Welle der Würdigungen, die über dem Post-Pontifex derzeit
zusammenschlägt. Im Übrigen ist die Himmelfahrt nach Castelgandolfo
nur kurz. In ein paar Wochen kehrt der Ex-Papst in sein neues
Altersdomizil im Vatikan zurück. Sein Geist hat den Kirchenstaat
ohnehin nicht verlassen.
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