(ots) - Es war nicht Öcalans erster Appell für einen
friedlichen Interessenausgleich zwischen kurdischer und türkischer
Bevölkerung in der Türkei, und es war auch nicht sein erstes Angebot,
dass die PKK die Waffen niederlegt. Wie immer es ausgeht - es wurde
medial beachtet wie nie zuvor. Seit Erdogan die Türkei regiert, gibt
es immer wieder informelle Dialogkanäle zwischen beiden Seiten.
Allmählich verblasst jene großtürkische Attitüde Ankaras, in deren
Verständnis Öcalan nur als Monster vorkam und in der es die Identität
eines Staatsbürgers der Türkei als Kurde nicht geben durfte. Doch
vollzieht sich die Annäherung des türkischen Establishments an die
Realität - vor allem für die Menschen in Türkisch-Kurdistan, aber
auch der kurdischen Diaspora in aller Welt - in unnötig quälender
Langsamkeit. Ein vernünftiger Grund dafür ist nicht erkennbar. Die
PKK von heute erhebt keinen Anspruch mehr auf Eigenstaatlichkeit. Die
Gefahr einer Aufspaltung des türkischen Staates besteht also eher in
der weiteren Verfolgung des Kriegskurses gegenüber der PKK als in
einem Dialog der Regierung mit ihr. Es gehört nicht viel Phantasie
dazu, sich vorzustellen, dass der auch wirtschaftlich aufstrebende
türkische Staat noch erheblich besser dastünde ohne die faktische
Stigmatisierung eines Fünftels der Bevölkerung, ohne Guerilla-Krieg
und ohne die permanente Angst vor Terror und Gegenterror. Berlin
könnte einen Beitrag zur Annäherung leisten, indem es die PKK von der
Terrorliste streicht.
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