(ots) - Vor Obamas Nahostbesuch hatte das Weiße Haus
hochfliegende Erwartungen gedämpft. Nein, es werde keinen neuen
Friedensplan geben, hieß es auch aus dem State Department. Man
stapelte derart tief, dass wohl ein zehnminütiges Dreiertreffen schon
als große Friedensinitiative gepriesen worden wäre. Wäre. Denn der
US-Präsident hat Wort gehalten. Er hatte in der Tat nicht einen
einzigen praktischen Vorschlag im Gepäck, wie es in der
festgefahrenen Nahostsituation weitergehen könnte; von »Plan« ganz zu
schweigen. Dafür verteilte er jede Menge Artigkeiten: beschwor die
immerwährende Parteinahme der USA für Israel; zeigte sich als
einfühlsamer Interpret 60-jährigen palästinensischen Leidens und
schöngeistiger Visionär des Friedens im Orient. Das kann er deutlich
besser als sein grobschlächtiger Vorgänger. Nur wird das Leben damit
kein bisschen erträglicher, vor allem für die Palästinenser. Sie
müssen sich sogar ziemlich veralbert gefühlt haben, als Obama zwar
die israelische Siedlungs-, besser: Landraub-Politik ein wenig
tadelte, darin aber kein Hindernis (mehr) für
israelisch-palästinensische Verhandlungen sehen will. Eine Bemerkung
Obamas ist im Füllhorn der von ihm verteilten Freundlichkeiten zu
unrecht etwas untergegangen: die merkwürdige Zusicherung an Israels
Premier Netanjahu, er könne ganz allein entscheiden, ob der
Zeitpunkt, Iran anzugreifen, gekommen sei. War das die »carte
blanche« für Krieg? Bis jetzt traute sich niemand nachzufragen.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715