(ots) -
Eines vorab: Wir enthalten uns der Spekulationen,
wer mit welcher Absicht die Bomben von Boston gelegt haben könnte. So
lange noch in alle Richtungen ermittelt wird, weil es keine
zwingenden Hinweise auf die Täter gibt, so lange verbieten sich auch
Schlussfolgerungen. Es ist ein Zeichen von großer Souveränität, dass
der amerikanische Präsident auf die Schreckensmeldung betont
zurückhaltend reagiert hat, was solche Spekulationen angeht.
Stattdessen ist Einfühlungsvermögen gefragt.
Stellen wir
uns doch einmal vor, ein solches Attentat würde Deutschland treffen.
Beim Eucharistischen Weltkongress demnächst in Köln, bei
musikalischen Großveranstaltungen, auf einer Messe oder in einem
Freizeitpark. Wir empfinden es als selbstverständlich, Supermärkte,
Flughäfen oder Bahnhöfe ohne Taschen- oder Körperkontrolle betreten
zu können. In vielen Ländern der Erde ist dies nicht möglich. Dort
ist der Kampf gegen den Terror längst tief in den Alltag
eingedrungen.
Wir hingegen bewegen uns in einem Land, das
nur vermeintlich sicherer ist. Auch hierzulande kann eine Bombe, aus
welchen Motiven auch immer gezündet, unseren Alltag grundlegend
verändern. Eigentlich müssten wir, so makaber es klingt, uns bereits
darauf einstellen. Denn der beste Geheimdienst, die cleverste
Polizeiorganisation der Welt und eine Armada von Ãœberwachungskameras
kann uns vor der einzelnen Tat nicht schützen. Wir sind ja nicht
einmal in der Lage, einer Bande von Bankräubern und Mördern, die zehn
Jahre lang ihr Unwesen treibt und frecherweise immer die selbe Waffe
benutzt, rechtzeitig das Handwerk zu legen. Was gegen den rechten
Terror der NSU nicht klappte, soll nun gegen - ja, gegen wen
überhaupt? - gelingen?
Wir zahlen mit unserer
Verwundbarkeit den Preis der Freiheit. Den Amerikanern gebührt neben
Anteilnahme unser Respekt dafür, mit welcher Würde sie ihn
zahlen.