(ots) - Uups, he did it again. Ai Weiwei meldet sich mit
furiosen Auftritten auf der internationalen Kunstbühne zurück. Gerade
hat Chinas bekanntester Künstler und Regimekritiker ein drastisches
Musikvideo über seine Haftbedingungen in China veröffentlicht,
nächste Woche wird seine neuste Arbeit für den deutschen Pavillon in
Venedig enthüllt. In der aktuellen Ausgabe des Kunstmagazins art
verrät Ai erste Details über seine große Venedig-Installation. Und er
spricht über die Hintergründe des Videos: "Sie haben mich geschlagen,
aber ich gebe mich nicht geschlagen. Ich kann singen und immer noch
meine Meinung sagen."
art traf den chinesischen Künstler, der mit drei weiteren
Künstlern Deutschland auf der Biennale vertritt und wegen seiner
regimekritischen Haltung nicht ins Ausland reisen darf, in Peking.
"Unser Mann in Venedig", so der art-Titel, hat für den deutschen
Biennale-Beitrag eine komplexe Installation aus antiken Hockern
entwickelt, die auch politische Dimensionen hat. 887 Holzschemel aus
der Qing-Dynastie ließ er zu einer wildwuchernden Skulptur
zusammenbauen. "Es ist eine ziemlich kniffelige Konstruktion. Es gibt
ein paar stabilisierende Verbindungen, ansonsten wollten wir die
Stühle möglichst intakt lassen. Die ganze Installation soll aussehen,
als ob die Hocker fliegen oder zusammenbrechen, je nachdem, wie man
das sehen will," so Ai Weiwei. In den traditionellen dreibeinigen
Sitzgelegenheiten, die in der kommunistischen Ära durch minderwertige
Plastikstühle ersetzt wurden, sieht der Künstler ein Sinnbild für
Handwerkskunst und Individualität, die im heutigen China mit Füßen
getreten werden.
Im art-Interview äußert sich der Künstler auch über die
alltäglichen Repressionen, denen er in China ausgesetzt ist: "Ich
werde dauernd beobachtet, man belauscht meine Gespräche, hört mein
Telefon ab. Es fühlt sich an, als befände ich mich ständig unter
einem Vergrößerungsglas." Dennoch schaffte er es, ein Rock-'n'
Roll-Album mit Protestsongs zu produzieren. "Ich wollte etwas
Idiotisches unternehmen, mich über mich selbst lustig machen", sagt
er. Also schrieb er Liedtexte über seine Konfrontation mit der
Staatspolizei. Aufgenommen hat er die Songs mit Musikerfreund Zuoxiao
Zuzhou nachts in einem Untergrund-Tonstudio. Danach fuhren sie mit
dem Auto zum Tiananmen-Platz, rissen die Stereoanlage bis zum
Anschlag auf und testeten Ai Weiweis Talent. "Ich muss sagen, ich war
beeindruckt", schmunzelt der Künstler. Pünktlich zur Biennale kann
man sich von Ais Gesangskünsten bei Youtube unter:
http://www.youtube.com/watch?v=4ACj86DKfWs überzeugen.
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