(ots) - Die Verteidigungsstrategie in den großen
Industriestaaten hat sich deutlich verändert: So geht der Trend weg
von großen konventionellen Armeen hin zu hoch spezialisierten
Einsatzkräften - nicht zuletzt auch im virtuellen Raum. Die
Deloitte-Studie "Global Defence Outlook 2013" teilt die einzelnen
Staaten in vier Kategorien ein: Ausgabefreudige mit hohem
Pro-Kopf-Einkommen ("Higher-Income Spenders"/z.B. USA), Sparsame mit
hohem Pro-Kopf-Einkommen ("Higher-Income Economizers"/z.B. EU),
Ausgabefreudige mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen ("Lower Income
Spenders"/z.B. Russland) sowie Sparsame mit niedrigem
Pro-Kopf-Einkommen ("Lower-Income Economizers"/z.B. China). Die
Militärausgaben der USA sind unverändert die weltweit höchsten.
Dennoch werden langfristig die Ausgaben sämtlicher Staaten mit hohem
Pro-Kopf-Einkommen sinken, während diejenigen der anderen steigen.
Besonders gefährdet sind die "reicheren" Länder jedoch durch
Cyberattacken, deshalb werden hier die Abwehrkapazitäten tendenziell
weiter wachsen.
"Es gibt viele Ereignisse und Faktoren, die sich unmittelbar auf
die Verteidigungshaushalte auswirken - vom Sparzwang vieler Staaten
über Anschläge bis hin zu asymmetrischen Konflikten", erklärt Michael
Hessenbruch, Partner Aerospace & Defence bei Deloitte.
Ausgaben gestiegen
Die 50 Staaten mit den höchsten Verteidigungsausgaben bestreiten
97 Prozent sämtlicher weltweit in Rüstung investierter Mittel.
Innerhalb dieser Nationen bilden wiederum die USA, Russland, China,
Großbritannien, Frankreich und Japan die Spitzengruppe - sie sind
verantwortlich für zwei Drittel aller Ausgaben. Zwischen 2006 und
2011 wuchsen die Aufwendungen der Top-50-Staaten um 22 Prozent,
lediglich zehn Nationen reduzierten ihre Mittel, darunter Spanien,
Griechenland und Italien - aber auch der Iran. Seit 2009 steigen die
Ausgaben weltweit deutlich geringer als in den Vorjahren.
Strategische Profile der Top 50
In vier strategische Profile - Ausgabefreudige und Sparsame mit
jeweils hohem bzw. niedrigem Pro-Kopf-Einkommen - lassen sich die Top
50 einteilen. Die fünf Higher Income Spenders verfügen über ein
durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von 48.000 USD und wenden 4,7
Prozent ihres BSP für Militär auf. Aktuell haben sie nahezu
ausnahmslos mit hoher Verschuldung und langsamem Wachstum zu kämpfen.
Die 16 Economizers in dieser Einkommensklasse mit einem
Pro-Kopf-Einkommen von 45.000 USD und Ausgaben von 1,5 Prozent des
BSP stehen ebenfalls mehrheitlich unter Sparzwang und verschiedenen
innenpolitischen Zwängen.
Auf der anderen Seite stehen 11 Lower-Income Spenders mit einem
Pro-Kopf-Jahresdurchschnittseinkommen von 7.000 USD und
Rüstungsausgaben von 4,5 Prozent. Sie sind durch höhere
Wachstumsraten und geringere Verschuldungsquoten gekennzeichnet - und
wähnen sich unter erhöhter Kriegs- bzw. Terrorgefahr. Die 18
Lower-Income Economizers, zu denen auch China, Indien und Brasilien
gehören, weisen ein Pro-Kopf-Jahreseinkommen von 5.000 USD auf und
geben 1,8 Prozent des BSP für die Verteidigung aus.
Klamme Kassen, hoher Modernisierungsdruck
Die globale Sicherheitslage unterscheidet sich heute fundamental
von der des Kalten Kriegs, aber auch der Post-9/11-Ära. Dazu tragen
die prekäre finanzielle Lage der Industrienationen sowie der
Modernisierungsdruck in vielen Armeen bei. Vor allem Russland und
China arbeiten mit Hochdruck an der Umrüstung ihrer Streitkräfte -
Russland will bis 2015 seine Ausgaben verdreifachen und 30 Prozent
seines Heeres modernisieren.
Von der Massenarmee zur Eingreiftruppe
Nicht nur konventionelle Bereiche wie Schiffe, Panzer und
Flugzeuge sind von Budgetkürzungen bei den Higher-Income-Ländern
betroffen, sondern auch die nuklearen Arsenale schrumpfen. Zudem sank
die Personalstärke aller Armeen zwischen 2006 und 2011 zusammen um 11
Prozent. Die Staaten rüsten sich weniger für konventionelle
Kriegsführung, sondern konzentrieren sich auf Terrorabwehr und
schnelle, hoch spezialisierte Einsatztruppen. Allein zwischen 2006
und 2011 stieg die Zahl dieser Einheiten um 40 Prozent - zwei Drittel
davon aus dem Lower-Income-Bereich. Bis 2017 werden sich deren
Investitionen um über 5 Prozent erhöhen.
Scharmützel im virtuellen Raum
Das Internet ist zu einem maßgeblichen neuen, globalen
Schlachtfeld geworden. Mehr als die Hälfte der Top-50-Nationen
verfügt über entsprechende Abwehrmechanismen, allen voran die USA.
Auffallend: Die Higher-Income Economizers bevorzugen ein
staatenübergreifendes Kollaborationsmodell, Länder mit niedrigerem
Einkommen entwickeln eigene Kapazitäten.
"Wie viel darf Rüstung kosten, wenn es andere Probleme zu lösen
gibt? Diese Frage stellen sich vor allem die Industrienationen.
Nachdem die Post-9/11-Ära überwunden ist, steht eine neue Debatte
rund um das Verhältnis von Sicherheit und Freiheit an. Am
bedeutsamsten wird jedoch die Verschiebung zwischen entwickelten und
aufstrebenden Ländern sein", resümiert Michael Hessenbruch.
Den kompletten Report finden Sie unter http://ots.de/aCJUe zum
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