(ots) - Nach Erkenntnissen von Polizei und
Staatsanwaltschaft drängen Mitglieder von Rockerclubs in die
Fleischbranche. Ulf Küch vom Bund Deutscher Kriminalbeamter bestätigt
dem ARD-Magazin "Report Mainz", dass Mitglieder der Bandidos als
Subunternehmer Geschäfte machen. Der Ermittler ist alarmiert, denn er
zählt die Bandidos zur organisierten Kriminalität. "Im Augenblick
sehen wir, dass in NRW in der fleischverarbeitenden Industrie auf
einmal Männer auftauchen, die diesen Rockergruppen zuzurechnen sind,
dass führende Köpfe dieser Rockergruppen, also hier der Bandidos,
dafür Sorge tragen, dass die Leute rekrutiert werden und zu
Schamlöhnen in diesen fleischverarbeitenden Betrieben eingesetzt
werden", sagt Küch.
Auch die Staatsanwaltschaft Osnabrück beobachtet diese
Entwicklung. Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer warnt: "Wir gehen
davon aus, dass Rockerclubs ihr Aggressionspotential einsetzen, um
Mitarbeiter einzuschüchtern." Der Steinfurter Präsident der Bandidos
zum Beispiel soll nach Recherchen von "Report Mainz" für rumänische
Arbeiter in einem nordrhein-westfälischen Kühlhaus verantwortlich
gewesen sein. Er wird beschuldigt, ihnen nach einem Streit um Geld
Gewalt angedroht zu haben. Gegen ihn liegt eine Anklage wegen
Nötigung vor. Der regionale Bandidochef wollte wegen des laufenden
Strafverfahrens kein Interview geben. Sein Anwalt schreibt, die
beruflichen Aktivitäten seines Mandanten stünden in keinem
Zusammenhang mit seiner Bandido-Mitgliedschaft. Und der
Betriebsleiter des Kühlhauses erklärt, er habe von den Vorwürfen
nichts gewusst.
Auch die oberste Führungsspitze der Bandidos ist im
Fleischgeschäft tätig. Zwei hochrangige Bandidos arbeiten mit ihrem
Subunternehmen für das Tiefkühlunternehmen Nordfrost. Der
Nordfrost-Geschäftsführer Horst Bartels bestätigt gegenüber "Report
Mainz", dass deren Subunternehmen Verpackungsarbeiten in seinem Werk
in Gelsenkirchen übernimmt. Dass deren Gesellschafter zur
Bandidos-Führung gehören, habe er bislang nicht gewusst, so Bartels.
Der Ermittler Ulf Küch kritisiert Unternehmen, die mit Rockern
zusammenarbeiten: "Das ist ein schamloses Verhalten von der
Unternehmensleitung, denn wenn ich mir keinerlei Gedanken mache,
woher der Subunternehmer sein Personal bezieht, und ich mich dafür
überhaupt nicht interessiere, wer sich da letzten Endes am
Fleischband betätigt, zu welchen Konditionen diese Leute beschäftigt
werden, dann, denke ich, trifft diese Unternehmen genauso eine
Mitschuld."
Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei. Fragen bitte an
"Report Mainz", Tel.: 06131/929-33351.