(ots) - Es stand schon mal besser um die
deutsch-amerikanischen Beziehungen als derzeit. Man erinnere an das
herzliche Einvernehmen zwischen Helmut Kohl und Ronald Reagan oder
George Bush senior. Es stand aber auch schon mal schlechter. Man
erinnere an abfällige Äußerungen beiderseits in der Zeit von Gerhard
Schröder und George W. Bush. In der Merkel-Zeit ist also auch das
Verhältnis zu den USA, wie so vieles andere, irgendwie "dazwischen".
Große Gesten liegen der Kanzlerin nicht, ihrem Gast Barack Obama
dagegen schon. Aber da er schon mal in Berlin war, gibt es auch kein
wirklich großes Thema, das er anschneiden könnte. Die Weltfinanzkrise
haben Amerikaner und Europäer auf höchst unterschiedliche Weise zu
bekämpfen versucht, und der Groll Europas auf die riskanten
Finanzeskapaden der Wall Street und der US-Banken ist noch nicht
verraucht. Der Skandal um Datenschnüffeleien der Geheimdienste zeigt,
wie herablassend auf der anderen Seite des Atlantiks über europäische
und vor allem deutsche Befindlichkeiten geurteilt wird. Und das
Freihandelsabkommen ist eine Geschichte quälender Verhandlungen, die
mit Freihandel wenig zu tun haben. Von unterschiedlichen Auffassungen
über Militäreinsätze ganz zu schweigen. So herzlich, wie der Kandidat
Obama in Berlin empfangen wurde, wird der Präsident also nicht
erwartet. Der Kanzlerin kommt der Besuch gleichwohl gelegen. Sie,
nach wie vor mächtigste Politikerin der Welt, darf auf ein paar
Komplimente hoffen. Und die SPD, deren Positionen noch viel konträrer
zu denen des "linken" US-Präsidenten sind, kann auch nicht punkten.
Im "Dazwischen" hat es sich Angela Merkel also recht gemütlich
eingerichtet.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160