(ots) - Brot und Spiele allein reichen den Menschen in
Brasilien 2013 nicht mehr. Selbst der Traumstart für die geliebte
Nationalauswahl Seleção beim Fußball Confed Cup vermag viele
Brasilianer nicht zu besänftigen. Hunderttausende gingen am Montag in
vielen Städten des Landes auf die Straßen, um bei den größten
Demonstrationen seit der Rückkehr zur Demokratie 1985 ihrem Unmut
freien Lauf zu lassen. Ein Unmut, der sich zwar an den
Preiserhöhungen des öffentlichen Nahverkehrs vom 2. Juni entzündet
hat, aber weit darüber hinausgeht. Vor allem der kümmerliche Zustand
der öffentlichen Bildungs- und Gesundheitsversorgung ist immer mehr
Brasilianern auch aus der Mittelschicht ein Dorn im Auge. Dass sie
auf die Straße geht und das in solchen Massen, ist eine neue
Qualität. Die Unterschicht ist fernab von Kameras ohnehin nahezu
permanent in Auseinandersetzungen mit der Staatlichkeit verwickelt,
um ihr Recht auf Wohnen und lebenswürdiges Leben überhaupt wahrnehmen
zu können. Brasiliens Präsidentin Rousseff ist ein Jahr vor den
Neuwahlen zum ersten Mal mit einer ernsthaften Herausforderung
konfrontiert. Sie muss trotz allen Erfolgen in der Bekämpfung der
absoluten Armut eine Strategie entwickeln, wie sie den
gesellschaftlichen Zusammenhalt künftig herstellen will. Denn auch
wenn Brasiliens Wirtschaft jüngst viele fette Jahre verbuchen konnte,
die Lebenshaltungskosten stiegen schneller als die Löhne. Und das
lässt sich auf Dauer nicht überspielen.
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